Die neue Technik von 5G (New Radio) ist stark umstritten und es gibt Unmengen an Fehlinformationen und Missverständnissen dazu. Das Thema selbst ist kompliziert, und so verunsichern dubiose Verschwörungstheorien viele Menschen. Dabei ist 5G ist nicht gefährlicher als andere Formen von Mobilfunk.
Wir klären darüber auf, wie Handystrahlung funktioniert, welche Auswirkungen auf die Gesundheit entstehen können, welche Vorschriften es zum SAR – Wert gibt, was es mit Stress durch Elektrosmog auf sich hat und worauf Du achten musst. Wichtig ist uns, alles genau so zusammenzufassen, wie wissenschaftliche Ergebnisse beweisen und nicht wie es der Onkel des Freundes einer Cousine angeblich gesagt hat.
Keine 5G-Todesstrahlen
Eine Warnung gleich zu Beginn: Ängste, dass durch 5G-Sendemasten die Vögel tot vom Himmel fallen, oder wir alle durch Strahlung wie in einer Mikrowelle gekocht werden sind Unsinn. Es ist undenkbar, dass eine Technik, die uns alle umbringt, erlaubt würde. Davon hätte keine Regierung der Welt etwas, wenn sie ihre komplette Bevölkerung ausrottet. Warum aber gibt es so viele negative Schlagzeilen zu 5G? Das hat psychologische Gründe: Keine Sorge, Du bist nicht merkwürdig, wenn Dir wegen 5G mulmig wird. Das geht vielen so und es ist auch sinnvoll neue Technik mit einer gesunden Portion Skepsis zu beäugen.
Angst vor neuer Technik
Viele Menschen haben einfach Angst vor neuer Technik. Diese Art von Angst ist uns zum Teil angeboren und zum Teil anerzogen. Sie ist ein Schutzreflex, denn neue Dinge könnten ja gefährlich sein. Viele Science Fiction Geschichten spielen mit dieser Angst, so ist das Thema der Roboter, die sich über die Menschheit erheben, stets wiederkehrend.
Dazu kommt, dass die meisten von uns von Technik wie zum Beispiel künstlicher Intelligenz nicht allzu viel Ahnung haben und wir ihr nicht vollends trauen können. Einem Busfahrer vertrauen wir eben mehr, als einem selbstfahrenden Bus, weil wir ersteren gewohnt sind. Neue Technik hingegen können wir einfach nicht richtig abschätzen – und das schafft Unbehagen und Angst. Das ist bei 5G genauso.
Auch können Techniken nicht ordentlich ausgereift sein und falsch verwendet werden. Etwa wurden bis in die 1950er hinein mit Röntgenstrahlen die Passgenauigkeit von Schuhen mit sogenannten Pedoskopen gemessen. Damals waren die Gefahren von Röntgenstrahlung und Strahlungsschäden einfach noch nicht bewusst. Doch kann das auf 5G zutreffen? Glücklicherweise nicht, denn die Mobilfunktechnik ist uns schon seit langem bekannt.
Strahlung durch 5G
Zunächst aber zu den Fakten: Ja, es gibt 5G-Strahlung. Jede Übertragung über Mobilfunk funktioniert mittels elektromagnetischer Wellen, die Informationen weitergeben. Dies ist nicht nur bei 5G der Fall, sondern auch bei den vorigen Standards, mit denen wir bislang telefoniert haben: LTE (4G), UMTS (3G) und GSM (2G). Das Wort Strahlung klingt für viele gleich nach Radioaktivität, aber glücklicherweise handelt es sich bei der Handystrahlung um sogenannte nicht ionisierende Strahlung. Diese kann das Erbgut nicht beschädigen, aber sie kann Körper erwärmen. Es kommt daher auch nicht zu Strahlungsschäden.
Kein Krebsrisiko durch Handystrahlung
Es gibt hunderte Studien zur Handystrahlung, die bekanntesten sind die Interphone-Studie, die Million-Woman-Studie und die Danish-Studie. In den letztgenannten wurden über 1,5 Millionen Menschen untersucht um einen möglichen Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und Krebs zu untersuchen. Dabei konnte in keiner Studie eine eindeutige Verbindung hergestellt werden, auch nicht in Langzeitstudien mit einer Nutzung von mehr als zehn Jahren.
Auch gibt es Metastudien, also Studien, die viele verschiedene Studienergebnisse zusammenfassen, wie die des Wissenschaftlicher Beirat Funk (WBF), in der 161 wissenschaftliche Studien zu möglichen gesundheitlichen Auswirkungen hochfrequenter elektromagnetischer Felder (EMF) analysiert wurden, insbesondere zum Mobilfunk. Diese Studien wurden zwischen Juli 2023 und Juni 2024 publiziert. Seit Bestehen hat der WBF etwa 3.000 Studien analysiert, in denen der Fokus unter anderem auf die Entstehung von Krebserkrankungen, auf Auswirkungen auf das Nervensystem, der allgemeinen Befindlichkeit, dem Schlaf und der Fertilität gelegt wurde. Bei Einhaltung der geltenden Grenzwerte gibt es keine epidemiologisch fundierten Hinweise auf gesundheitliche Schäden oder ein erhöhtes Krebsrisiko. Wir können daher also beruhigt sein
Zudem hat sich die Krebshäufigkeit seit Beginn der Handynutzung nicht so stark verändert. Trotz einer verstärkten Handystrahlung, hat sich die Krebsrate (glücklicherweise!) nicht im selben Maß erhöht, und das, obwohl die Diagnostik immer besser wird.
Übrigens konnte mittlerweile sogar mittels „photoelektrischen Effekts“, für dessen Erklärung Albert Einstein den Nobelpreis für Physik erhielt, durch Alexander Lerchl, Biologe an der Jacobs University in Bremen, nachgeweisen werden, warum Funkfelder nicht krebserregend sein können: Funkfelder sind schlichtweg um den Faktor 500.000 zu schwach, um Moleküle zu ionisieren, was aber notwendig wäre, um die DNA zu schädigen.
„Elektrosmog“: Wärme durch elektromagnetische Strahlen
Oft ist bei elektromagnetischen Feldern von „Elektrosmog“ oder elektromagnetische Strahlenbelastung die Rede. Auch hier sorgen die Begriffe für Angst, dabei ist nicht jede Art von Strahlung gleich gefährlich. Nur zum Vergleich: Infrarot - Strahlung erwärmt und wird sowohl in der Technik, als auch zu Heilzwecken für Wärmebehandlungen eingesetzt.
Richtig ist, dass auch elektromagnetische Strahlung ihr Umfeld erwärmt. Je höher die Frequenz ist, desto tiefer dringen die Strahlen ein. Dabei kommt es allerdings auch bei sehr hohen Frequenzen nur zu einem Eindringen von wenigen Zentimetern. Das kann auch der Grund sein, warum Du nach langen Telefonaten vielleicht Kopfweh hast - in dem Fall reagierst Du vermutlich auf die Wärme des Geräts und die Wärmestrahlung.
Diese Erwärmungstechnik kennen wir tatsächlich auch von der Mikrowelle, die sie zum Erwärmen von Speisen nutzt – dabei handelt es sich aber um völlig unterschiedliche Frequenzbänder zu denen des Mobilfunks. Bevor man die Frequenzbänder miteinander gleichsetzt, sollte man wissen, dass diese völlig unterschiedliche Eigenschaften haben. Man könnte das mit Wasser vergleichen: Bei 100 Grad Celsius hat es eine andere Eigenschaft als bei 20 Grad. Die Verbrennungsgefahren bei kaltem Wasser sind nicht vorhanden, während sie bei kochendem Wasser hoch ist.
Nicht nur die Mikrowelle und das Handy erzeugen ein elektromagnetisches Feld, alle technischen Geräte tun das, auch der Fernseher und der Staubsauger. Und nicht nur die, schwache elektrische Felder werden auch von Lebewesen erzeugt, da unsere Nervenbahnen durch Elektrizität funktionieren. Katze, Hund und Du selbst - wir geben alle ein schwaches elektromagnetisches Feld, solange wir leben.
SAR – Wert und die Richtlinien der WHO
Diese Wärme, die durch elektromagnetische Wellen entsteht, wird mit dem SAR – Wert gemessen, der spezifischen Absorptionsrate. Genauer gesagt misst dies, wie stark ein elektromagnetisches Feld in ein Material eindringt und dieses erwärmt. Der Temperaturanstieg von Mobilfunkfrequenzen kann eine lokale Höchsterwärmung um 0,1 bis 0,2 Grad der Körpertemperatur ausmachen. Es ist also nicht möglich jemanden damit innerlich zu kochen.
Zudem gibt die Weltgesundheitsorganisation WHO strenge Richtlinien vor. Handys etwa dürfen den maximalen Grenzwert von 2,0 W/kg nicht überschreiten. Smartphones, die eine Sendeleistung von bis zu 2000 mW haben, haben daher SAR-Werte von 0,1 bis 1,9 W/kg. Und auch bei Sendemasten sind die Grenzwerte sehr streng: Selbst bei einer Ganzkörperbestrahlung würde sich Dein Körper nur um etwa 0,02 Grad erwärmen. Zum Vergleich: Sonnenstrahlung (also Licht und UV-Strahlung) wirkt wesentlich stärker.
Sendeleistung im Mobilfunk
Je höher Mobilfunkfrequenzen senden, desto kürzer ist die Reichweite, aber desto mehr Informationen können darüber gesendet werden. Umgekehrt gibt es niedrigere Frequenzen mit hoher Reichweite, die aber nur geringe Leistung bringen.
In Österreich werden für 5G vor allem Frequenzen genutzt, die sowieso schon betrieben wurden oder den existierenden unmittelbar benachbart sind. Die Erkenntnisse für Mobilfunkstandards wie UMTS oder LTE sind daher durchaus auf 5G (New Radio) übertragbar. Das ist übrigens auch ein Grund, warum es zur Abschaltung vom 3G-Netz gekommen ist. Die gleichen Frequenzen werden nun teilweise einfach für 5G genutzt, teilweise für Maschinenanwendungen.
Die geltenden Grenzwerte wurden von der ICNIRP, der Internationalen Kommission zum Schutz vor nicht-ionisierender Strahlung, festgelegt. Dazu werden diese sowohl von der WHO, als auch von der Europäischen Union (als EU-Ratsempfehlung 1999/519/EG Exposition der Bevölkerung gegenüber EMF) mitgetragen. Diese Grenzwerte sind extrem vorsichtig und konservativ angesetzt und bieten mit ihrem 50-fachen Sicherheitsfaktor ein sehr hohes Schutzniveau. In Österreich sind die Grenzen für Strahlungswerte streng durch die OVE-Richtlinie R 23-1:2017 vorgegeben, die die Frequenzen von 0 Hz bis 300 GHz umfasst.
Manchmal ist weniger mehr: Energieeffizientes 5G
Einer der Vorteile an 5G ist, dass es energieeffizienter ist, dass heißt, es wird weniger Strom verbraucht, um die gleiche Menge an Informationen zu senden, als mit anderen Mobilfunkstandards. Dies macht es möglich mit geringerer Energieleistung zu senden. Dabei sollte bedacht werden, dass die Handystrahlung stärker wird, je weniger Sender es gibt. Das klingt zunächst widersprüchlich, liegt aber daran, dass das Handy dann stärker funken muss, um Empfang zu haben.
Energiesensible Menschen
Inwiefern manche Menschen stärker auf elektromagnetische Felder psychisch oder physisch mit Stressreaktionen reagieren, ist umstritten. Fakt ist aber, dass es eine ganze Esoterik-Industrie gibt, die davon profitiert Angst zu schüren, um Anti-Handystrahlen-Sticker, „helfende“ Steine und anderen Schnickschnack zu verkaufen.
Wer sich trotzdem so wenig Handystrahlung wie möglich aussetzen möchte, dem empfehlen wir unseren Ratgeber Handystrahlung reduzieren.
( Zuletzt aktualisiert: 18.02.2025. Ursprünglich veröffentlicht: 12.08.2020 )