Der EuGH hat nun in mehreren Urteilen Zero Rating Angebote als Verstoß gegen die EU-Verordnung zur Netzneutralität betrachtet. Darüber hinaus steht laut ISPA eine Teuerungswelle für das Internet an.
Kein Zero Rating mehr?
Ob A1 Free Stream, Magenta Stream oder Drei MyStream – alle sind sogenannte Zero Rating Angebote. Damit wird der Datenverbrauch von bestimmten Apps nicht vom Datenvolumen abgezogen.
Schon von Beginn gab es Kritik, ob Zero Rating eine mögliche Verletzung der Netzneutralität darstellen könnte. Die RTR differenziert im Netzneutralitätsbericht 2021 etwa zwischen erlaubtem und unerlaubtem Zero Rating. Die Einhaltung der Richtlinien von BEREC (Gremium der europäischen Regulierungsstellen für elektronische Kommunikation) in Österreich wird durch die RTR kontrolliert.
Nun hat der Europäische Gerichtshof sich in drei Verfahren mit Zero Rating Angeboten auseinandergesetzt und kam zu dem Schluss, dass die Angebote von Vodafone Deutschland, Telekom Deutschland und Telenor Magyarország nicht den BEREC-Richtlinien entsprechen.
Dazu kommt, dass die Richtlinien auch überarbeitet werden und künftig Free Stream-Angebote auch in Österreich wahrscheinlich nicht mehr erlaubt sein könnten.
Zero Rating bei den Anbietern:
- A1 hat 2017 als erster Anbieter FreeStream auf den Markt gebracht. Nun sind sie auch die ersten, die davon wieder abkommen. Denn das Zero Rating-Angebot für Neukunden ist derzeit nicht mehr verfügbar. Bestandskunden können A1 FreeStream aber weiterhin bis 1.2.2023 nutzen.
- Bei Magenta sind Tarife mit Magenta Stream noch verfügbar, doch wurde die Nutzung bis Jahresende befristet.
- Auch bei Drei ist MyStream noch in bestimmte Tarife bis längstens 3.2.2023 inkludiert. Bei anderen endet es mit Jahresende.
Generell dürfte Zero Rating bei allen Anbietern also bald generell wegfallen, sowohl bei Neukunden, als auch bei Bestandskunden. Ein Sonderkündigungsrecht entsteht dann nicht, da in den meisten Fällen Zero Rating nicht in den Entgeltbestimmungen gelistet werden und somit nur ein „Zuckerl“ sind. Häufig sind die Streaming-Optionen auch nur befristet für ein Jahr gewährt.
Könnte das Internet teurer werden?
Eine Horrormeldung jagt im Moment die andere, Preisexplosionen bei Energie und Lebensmittel. Nun vermeldet der Dachverband Internet Service Providers Austria ISPA, dass Internetanbieter in absehbarer Zeit die Tarife stark erhöhen könnten. Man sieht eine kommende Deregulierung der A1 Telekom Austria und damit verbunden eine Erhöhung der Preise bei allen anderen Anbietern. Zur Beruhigung: Dabei handelt es sich um reine Spekulationen durch die ISPA.
Doch wie hängt die A1 mit anderen Anbietern zusammen? Die meisten Anbieter für Internet müssen die bestehenden Leitungen der A1 nutzen, weil sie keine eigene Infrastruktur ausgebaut haben. Diese aufzubauen ist oft mit enormen Kosten verbunden, besonders im ländlichen Bereich. Bislang muss die A1 den anderen Anbietern die Leitungen gegen regulierte Preise zur Verfügung stellen, da sie sich in einer Art Monopolstellung befindet und marktbeherrschend ist. Alle fünf Jahre prüft die Regulierungsbehörde Telekom-Control-Kommission (TKK) den Verlauf.
Nun kam die Behörde überraschend zum Schluss, dass die A1 nun in Teilen Österreichs nicht mehr marktbeherrschend wäre. Begründet wird dies unter anderem damit, dass bereits ausreichend Wettbewerb durch mobiles Breitband herrschte. Ein weiteres Gutachten schlägt nun sogar eine österreichweite Deregulierung vor.
Die ISPA befürchtet nun, dass die A1 die Preise für die Nutzung der Infrastruktur österreichweit massiv erhöhen könnte. Sie fordert, dass die TKK die Regulierung der A1 weiterhin aufrechterhält. Denn die Anbieter müssten die erhöhten Kosten an die Kunden weitergeben, was wiederum zu einer ganz enormen Teuerungswelle führen könnte. Im Moment sind diese Befürchtungen aber noch reine Vermutung der ISPA.
