FTTH, FTTC und Glasfaser-Koaxial? In der Werbung nennt man das alles Glasfaser, dabei unterscheiden sich die genannten Techniken gewaltig. Nicht alles, was sich Glasfaser nennt, ist denn auch wirklich echte Fiber-Technology. Wir entwirren das Glasfaser-Fragen-Knäuel.
Mittlerweile steht bei Internetangeboten fast immer auch Glasfaser. Das ist oft eine deutliche Vereinfachung, denn zum einen ist die Technik etwas kompliziert, auf der anderen möchte man die Kunden anlocken. Dabei gibt es hier ganz unterschiedliche Qualitäten und Realisierungen. Wir gehen diese Schritt für Schritt durch.
FTTH – die „echte Glasfaser“
Glasfaser ist die leistungsfähigste Übertragungstechnologie für das Internet. Statt via Stromimpuls kommuniziert das Glasfasernetz mittels superschnellem Lichtsignal. Dadurch ist es weniger störanfällig und deutlich abhörsicherer. Hier lassen sich 1 Gbit/s im Downstream realisieren.
Mittels FTTH und FTTD sind echte Glasfaserverbindungen realisiert. Hier reicht das Glasfaserkabel vom Anbieter bis zu dir nach Hause.
Leider ist Glasfaser teuer und der Ausbau geht vor allem in Österreich nur schleppend voran. Deswegen ist ein Glasfaseranschluss nicht überall verfügbar. Wer in der Stadt und in einem Neubau wohnt, hat deutlich bessere Chancen auf FTTH. Ländliche Gebiete und Altbauten sind leider nur teuer anzuschließen. Die alten DSL-Leitungen werden zwar systematisch ausgetauscht und durch Glasfaser ersetzt, aber dies dauert und verursacht für die Netzbetreiber enorm hohe Kosten. Bei alten Gebäuden kommen aufwendige Stemmarbeiten hinzu, die vom Hauseigentümer getragen werden müssen.
FTTX: Buchstabensalat oder Glasfaser?
FTT… ist eh alles Glasfaser, oder? Leider nein. Häufig besteht eine Glasfaserverbindung oft nur zum Teil aus echter Glasfaserleitung – der Rest ist in deutlich leistungsschwächerem Kupfer ausgeführt. Je nachdem wie lang die Glasfaser bis zu dir reicht, wird von einer unterschiedlichen Ausbaustufe gesprochen. Die jeweilige Ausbaustufe verbirgt sich hinter Abkürzungen, die alle mit FTT beginnen. Zusammengefasst werden diese auch als FTTX bezeichnet, das aus dem Englischen kommt und „Fiber to the X“, also „Faser bis zum X“ meint. Das X steht hier für unbekannt. Da jeder Meter Kupfer die Leistung drastisch schwinden lässt, macht die Art der Anbindung einen riesigen Unterschied.
Bei FTTH und FTTD besteht die Glasfaserleitung bis zu dir nach Hause aus Glasfaser. So handelt es sich hier um eine echte Glasfaserleitung.
- FTTH ist „fiber to the home“, etwa „Faser bis nach Hause“ und bezeichnet die Faser bis zur Wohnung.
- FTTD steht für „fiber to the desk“, also „Faser bis zum Schreibtisch“ und beschreibt eine komplette Glasfaserverkabelung von Anfang bis Ende.
Nur diese beiden Anschlüsse sind richtige Glasfaseranschlüsse. In unserem Vergleich findest du unter Glasfaser daher nur FTTH, die Suche zeigt nur Tarife für echte Glasfaser. FTTD ist in Österreich so gut wie nicht realisiert, daher wird es bei uns hier hineingefasst. Außerdem kannst du in deinen eigenen vier Wänden eine FTTH-Lösung mittels Kabeltausch immer in eine FTTD-Lösung verändern.
Andere Kürzel nutzen zwar teilweise auch Glasfaserleitungen, aber eben nur teilweise. Sie werden zwar von Anbietern häufig auch als Glasfaser verkauft, doch das ist leider nicht oder nur teilweise richtig.
Keine richtige Glasfaser: FTTN, FTTS, FTTC, FTTB, FTTL
FTTC, FTTB und FTTL werden zumeist auch großflächig als Glasfaser angepriesen. Doch hier reicht die Glasfaser nicht bis zu dir. Statt des schnellen und teuren Glasfaserkabels, liegt hier ein günstigeres, aber leider weniger leistungsstarkes Kupferkabel. Dabei gilt: Jeder Meter Kupferkabel beeinträchtigt die erreichbare Geschwindigkeit radikal.
Bei FTTL und FTTB reicht die Glasfaserleitung aber immerhin noch bis zum Gebäude. Das kann man mitunter schon als Glasfaser gelten lassen, denn immerhin beträgt das Kupferstück mit etwas Glück wirklich nur noch einige Meter. Da muss man dann aber schon mindestens ein Aug zudrücken.
- FTTL steht für „fiber to the loop“, also „Faser bis zur Schleife“, das bedeutet bis zum Stockwerk.
- FTTB bedeutet „fiber to the basement“ oder „fiber to the building“ und steht für „Faser bis zum Keller“ oder „Faser bis zum Gebäude“.
Bei FTTC, FTTS und FTTN kann man aber nicht mehr von Glasfaser sprechen. Selbst bei allen zugedrückten Augen. Hier verläuft das letzte in Glasfaser ausgefertigte Stück Leitung nur in die Nachbarschaft. Bei FTTS und FTTN trauen sich daher nicht einmal die Abgebrühtesten im Marketing noch von Glasfaser zu sprechen. Der Kupferanteil ist hier hoch, entsprechend langsam sind hier die Geschwindigkeiten.
Leider wird aber gerade FTTC aber in der Werbung immer noch als Glasfaser bezeichnet. Das ist dann schon weit hergeholt (im wahrsten Sinn des Wortes), doch leider ist ausgerechnet FTTC die häufigste Glasfaser-Lösung in Österreich. Und so wird FTTC immer wieder dazugezählt, auch wenn sich mitunter VDSL-Technik dahinter verbirgt. Im besten Fall können hier rund 250 Mbit/s herausgeholt werden.
- FTTC steht für „fiber to the curb“, etwa „Faser bis zum Randstein“. FTTC ist in Österreich die verbreitetste Lösung.
- FTTS ist „fiber to the street“, also „Faser bis in die Straße“.
- FTTN bedeutet „fiber to the node“ oder „fiber to the neighborhood“, also etwa „Faser bis zum Knotenpunkt“ (meist der DSLAM Verteiler) oder „Faser bis in die Nachbarschaft“.
Glasfaser Koaxial Anschluss
Neben dem Buchstabensalat gibt es aber auch weitere Glasfaserbezeichnungen, die technisch nicht ganz richtig sind. Zum Beispiel einen Glasfaser-Koaxial-Anschluss, der zwar hohe Geschwindigkeiten von bis zu einem 1 Gbit/s erreichen kann – aber im Prinzip ein hochwertiges Kupferkabel mit Glasfaseranbindung ist. Häufig ist diese Anbindung auch mit Kabel-TV erhältlich.
Der technische Begriff lautet Hybrid Fiber Coax (HFC), es handelt sich also um einen Kabelanschluss, der mittels Koaxialkabel angeschlossen und via Glasfaser terminiert wird. Das Koaxialkabel ist allerdings deutlich leistungsfähiger als zum Beispiel das Kupferkabel beim DSL-Anschluss, Glasfaser erreicht es aber nicht.
Wo der Übergang von Kupfer auf Glasfaser erfolgt, ist sehr unterschiedlich und kann direkt im Gebäudekeller oder aber auch einige Kilometer entfernt liegen, so wie bei den FTTX-Ausbaustufen. Doch beim Koaxkabel ist die Länge des Kupferstücks bei weitem nicht so maßgeblich für die Geschwindigkeit. Viel wichtiger ist hier der sogenannte Cluster, da es sich bei dieser Technik um ein shared medium handelt.
5G und Glasfaser
Auch wird 5G immer wieder in den gleichen Topf wie Glasfaser geworfen. Doch bei 5G handelt es sich um Mobilfunk, bei Glasfaser um eine Festnetztechnologie. Festnetztechnologie bietet deutlich stabilere Datenraten. Außerdem handelt es sich bei 5G um eine shared medium – also teilst du dir die Bandbreite mit anderen Nutzern.
Doch warum wird Glasfaser bei 5G immer wieder erwähnt? Zum einen sind 5G-Masten an das sogenannte Core-Netz, das Rückgrat sämtlicher Netze, in Glasfaser angebunden. Dieses Core- oder Backbone-Netz verbindet etwa Mobilfunkmasten oder Schaltstellen der Internetanbieter. Da hier enorme Datenmengen anfallen, sind hier extrem leistungsfähige Leitungen verlegt. Zum anderen handelt es sich um relativ neue Technologien und es kommt zu Verwechslungen. Etwa, wenn es um den Breitbandausbau geht. Gerade im ländlichen Bereich ist Glasfaser bis zu jeder Berghütte einfach nicht zu realisieren, denn das wäre schlichtweg nicht finanzierbar. Hier ist das Mobilfunk-Internet viel einfacher und kostengünstiger: Dafür muss nur eine starke Leitung bis in die zu versorgende Gegend gelegt und ein Mast aufgestellt, nicht aber Glasfaserkabeln zu jedem Haus eingegraben werden.
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( Artikel veröffentlicht: 24.05.2022 )