Schlechte Nachrichten für alle, die es gerne schnell haben: Die österreichischen Mobilfunknetze wurden im letzten Jahr teils merklich langsamer. Anhand von mehr als 3,8 Millionen Speedtest-Messungen, die unsere Nutzer in den letzten 12 Monaten durchgeführt haben, haben wir die Leistung der LTE-Netze ganz genau unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Im Durchschnitt surft man in Österreich mit 32,8 Mbit pro Sekunde mobil im Internet. Damit liegt die aktuelle Geschwindigkeit leicht unter jener von 2017 (33,37 Mbit) und nennenswert unter dem Allzeit-Hoch von 2015 (43,26 Mbit).
Netze werden immer stärker belastet
Der Grund: Immer mehr Geräte wählen sich in die LTE-Netze der Mobilfunkanbieter ein und führen so zu einer erhöhten Belastung. Zusätzlich nutzen wir unsere Smartphones immer häufiger und intensiver – beides zusammen führt dazu, dass Mobilfunkanbieter jedes Jahr etwa doppelt so viel Datenvolumen befördern müssen wie im Vorjahr. Während etwa ein HD-Video auf Netflix ungefähr 5 Mbit pro Sekunde benötigt, werden bei neuen Ultra-HD (UHD, 4K) Videos bereits 25 Mbit/s fällig. Um dem steigenden Bedarf entgegenzuwirken, bauen Mobilfunkanbieter ständig ihre Netze aus – ein Katz-und-Maus-Spiel, sozusagen. Dennoch hat es – verglichen mit dem Vorjahr – nur T-Mobile geschafft, die durchschnittliche Surfgeschwindigkeit in seinem Netz um etwa 15% zu steigern.
Herzogenburg holt die Speed-Krone
Wer schnelles Internet schätzt, wird vor allem in Herzogenburg fündig: Mit durchschnittlich 96,85 Mbit/s surft es sich hier im Schnitt am schnellsten in ganz Österreich. Auf Platz 2 folgt der Wiener Bezirk Landstraße mit rund 75 Mbit/s und liegt damit merklich über dem Wien-Schnitt von 41,6 Mbit. Erfreulich: Der Wien-weite Schnitt ist, entgegen dem Bundestrend, gestiegen: 2017 betrug er noch 37,5 Mbit/s.
Südsteiermark, Tirol und Oberösterreich haben Aufholbedarf
Wer die Südsteiermark oder den Westen Oberösterreichs sein Zuhause nennt, sollte Geduld mitbringen: Diese Gegenden erreichen mit durchschnittlich 14 Mbit besonders geringe Geschwindigkeiten. Zum Trost: Im Tiroler Polling lag die durchschnittliche Geschwindigkeit nur bei 5,2 Mbit – der schlechteste Wert in ganz Österreich.
Winter und Abendstunden als Spaßbremse
Wenn es schneit, wird es nicht nur am Brenner langsamer: Mit Beginn des Wintertourismus fällt die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit in den Skigebieten in Tirol und Vorarlberg um fast 1/4el ab.
Wer nicht auf den Winter warten möchte, kann auch auf den nächsten Abend warten – denn je nach Tageszeit werden nennenswert unterschiedliche Geschwindigkeiten erreicht. Während mit durchschnittlich 63 Mbit/s die frühen Morgenstunden (4-5 Uhr) die höchste Geschwindigkeit bieten, fällt diese bis in die späten Abendstunden konstant ab. Ihren Tiefpunkt erreicht sie um etwa 21:30 bei durchschnittlichen 28 Mbit.
Netzbetreiber sehen die Politik in der Pflicht
Um das Rennen gegen den Datenhunger zu gewinnen, sehen die Netzanbieter insbesondere die Politik in der Pflicht, die mittels Förderungen oder regulatorischen Erleichterungen unterstützend eingreifen soll. Gleichzeitig appellieren sie unisono, die Kosten für die nächsten Frequenzauktionen in Grenzen zu halten. Um Mobilfunknetze betreiben zu können, müssen Firmen sogenannte Frequenzen mieten. Bei der letzten größeren Vergabe im Jahr 2013 zahlten sie über 2 Milliarden Euro – Geld, das ihnen laut eigener Aussage für den weiteren Ausbau fehlt.
Welches Netz an meinem Wohnort?
Grau ist alle Theorie – wer wissen möchte, wie sich die Netze an seinem Standort schlagen, sollte einen Blick in unsere tarife.at SpeedMap riskieren. Sobald du deine gewünschte Adresse eingegeben hast, analysiert die SpeedMap in wenigen Sekunden alle Speedtest-Ergebnisse, die in unmittelbarer Nähe von deiner Adresse durchgeführt wurden. Anschließend wird dir anhand von zwei Darstellungen angezeigt, welches Netz im Durchschnitt die beste Leistung gebracht hat. Übrigens – die SpeedMap ist auch direkt in unsere Tarifvergleiche integriert! Egal ob für Handytarife, mobiles Internet oder Internet für Zuhause: Wenn du im Punkt „Ort / SpeedMap“ in der linken Seitenleiste deine Adresse eingibst, schätzt tarife.at anhand der vorhandenen Messungen automatisch, welche Geschwindigkeit jeder einzelne Tarif an dieser Adresse üblicherweise erbringen sollte. Dabei werden automatisch das genutzte Netz, sowie die laut Tarifdetails maximal erreichbare Geschwindigkeit berücksichtigt.
Ergebnisse nach Bundesland
Selbstverständlich haben wir uns die LTE-Netze für jedes Bundesland ganz genau angesehen – wer in diesem Artikel Informationen über sein Bundesland oder seine Region vermisst, wird hoffentlich in unseren Einzelauswertungen fündig:
Datenbasis und Methoden
Als Datenbasis dienen 3,8 Millionen Messungen, die im Zeitraum vom 19.06.2017 bis 18.06.2018 entweder über den tarife.at Speedtest oder die RTR-Netztest App der Regulierungsbehörde RTR durchgeführt wurden. Virtuelle Mobilfunker (MVNOs) wurden dem entsprechenden Netz zugeordnet. Als Mittelwert wird der Median verwendet.