China Handys: Sicherheitsrisiko durch Huawei, Xiaomi und Co.?

China Handys: Sicherheitsrisiko durch Huawei, Xiaomi und Co.?

Chinesische Handys glänzen oft mit viel Leistung um einen erstaunlich niedrigen Preis. Ist das Angebot zu gut um wahr zu sein und verkauft man seine Daten gleich mit? Oder ist die Angst vor Spionage nur Hysterie?

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Das Cybersicherheitszentrum Litauens NKSC (Nacionalinio Kibernetinio Saugumo Centro) erhob 2021 schwere Anklage: Man wirft chinesischen Herstellern Spionage, Datenschutzprobleme und Zensur vor. Nicht nur das, die Regierung Litauens empfieht sogar alle chinesischen Handys schnellstens loszuwerden. Dabei sind doch gerade die günstigen Smartphones aus Fernost bei Nutzern beliebt.

Starke Verkaufszahlen: Huawei ließ die Platzhirsche Samsung und Apple auf ihrem Thron zittern und konnte im 2. Quartal 2019 beide bei den Verkaufszahlen überholen. Nach dem Handelsstreit der USA und China stürzte Huawei ab, doch konnte dafür der Hersteller Xiaomi den zweiten Platz erringen. Auch die Marken Oppo, Oneplus, Honor und Vivo streben aufwärts. Doch fragen sich immer mehr Nutzer, ob sie zu einem chinesischen Smartphone greifen sollten.

In Litauen wurden drei konkrete Modelle analysiert: Das Xiaomi Mi 10T 5G, das Huawei P40 5G, als auch das OnePlus 8T 5G. Bei Xiaomi wurden bedenkliche Sicherheitsmängel festgestellt. Xiaomi dementierte zuerst, dass es überhaupt Probleme gab, erst verspätet beteuerte man, die Privatsphäre von Nutzern nicht zu verletzen, doch ging nie auf alle Punkte ein. Bei Oneplus gab es hingegen keine Bemängelungen, bei Huawei wurde nur der eigene Appstore kritisiert, weil automatisch Daten an einen Drittanbieter weitergeleitet werden, wenn die gewünschte App nicht gefunden wird.

Trotzdem war das Thema plötzlich sehr emotional aufgeladen. Auch das NCC (National Communications Commission) in Taiwan schlug Alarm und erhob Vorwürfe wegen Zensur und Überwachung. Sogar das deutsche BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) verzichtet zunächst darauf Handys chinesischer Hersteller offiziell zu bestellen, entkräftete am 14.01.22 jedoch die Bedenken gegen Xiaomi.

Zensur und Spionage bei Xiaomi?

Bei Xiaomi machten die baltischen Behörden darauf aufmerksam, dass es technisch in der Lage sein soll, Inhalte auf dem eingebauten Webbrowser zu zensieren. Der Filter wäre allerdings nicht aktiv gewesen, hätte aber jederzeit aktiviert werden können. Außerdem soll die Liste auch bei deaktiviertem Filter trotzdem regelmäßig geupdated werden. Zur Zeit der Untersuchung listeten die Litauer 449 Begriffe wie „Freies Tibet“ oder „Demokratiebewegung“ auf. Die Funktion: Lädt man bei aktiver Zensurliste eine Webseite, die einen der Begriffe enthält, wird die Seite automatisch blockiert. Außerdem sollen regelmäßig Daten über die Nutzung nach China geschickt worden sein, insgesamt zählte die litauische NKSC 61 Parameter. Diese sollen über das Sammeln der üblichen Nutzungsdaten weit hinausgehen. Auch soll Xiaomi auf diese Weise genau ausmachen können, welche Nutzer auf unliebsame Themen zugreifen.

Nicht nur das litauische Sicherheitzentrum, auch der IT-Sicherheitsexperte Gabriel Cirlig meldet Probleme. So sollen beim Xiaomi Redmi Note 8 jeder Webseitenbesuch, jede im Xiaomi-Newsfeed eingesehene Nachricht und jede Eingabe in Suchmaschinen im Mi Browser eingesehen werden können. Selbst im Inkognito-Modus des Browsers sollen die Daten aufgezeichnet und weitergeleitet worden sein. Die Speicherung auf chinesischen Servern bietet darüber hinaus die Möglichkeit die Datenschutzverordnung der EU zu umgehen. Nebenbei sollen auch vorgenommene Einstellungen übermittelt werden, sowie angeklickte Ordner. Auch Musik wird überwacht: Songs und Alben inklusive der Abspielzeit sollen aufgezeichnet worden sein. Ebenfalls davon betroffen könnten auch das Xiaomi Mi 10, Xiaomi Redmi K20 sowie das Xiaomi Mi MIX 3 sein, da diese dieselben Browser-Codes verwenden. Laut dem Sicherheitsspezialisten Andrew Tierney die Xiaomi-Browser-Apps Mi Browser Pro und Mint Browser ein ähnlich problematisches Verhalten. Zudem soll die Verschlüsselung laut Cirlig „leicht zu knacken“ und binnen weniger Sekunden entschlüsselbar sein.

Xiaomi hat sich schon in der Vergangenheit nicht immer mit Ruhm bekleckert und wurde von Google als zu unsicher eingestuft. Bereits 2019 gab es Probleme mit Xiaomi: Die Quick App, mit der andere Apps genutzt, aber nicht installiert werden müssen, wurde von Google als Sicherheitsrisiko geblockt, weil sie über 55 Berechtigungen verlangte – darunter Zugang zur SIM-Kartennummer, zu Telefongesprächen, Fotos und weiteren Daten.

Darf ich mir noch ein China Handy kaufen?

Generelles Misstrauen gegenüber allen chinesischen Handymarken ist natürlich nicht angebracht. Denn zum Großteil werden die gleichen Komponenten verbaut, wie bei anderen Marken auch. Aber eine gesunde Vorsicht beim Thema Datenschutz ist empfehlenswert. Das gilt nicht nur für Handys chinesischer Hersteller, generell sollte man hier bei allen Herstellern immer ein wachsames Auge haben.

Die niedrigen Preise können einerseits dadurch erklärt werden, dass die Gewinnmargen von Chinahandys meist geringer sind und oft weniger Marketingpflege betrieben wird. Auch wird mitunter Werbung direkt aufs Handy geschaltet. Andererseits kann das Abgreifen und der Handel mit Daten nie völlig ausgeschlossen werden. Prinzipiell unterliegen chinesische Fimen dem Cyber Security Law, das IT-Unternehmen in China dazu zwingen kann, auf Verlangen der Regierung Informationen über Nutzer herauszugeben und einen technischen Zugang zu ermöglichen. Dies gilt jedoch nur innerhalb Chinas – ob und wieweit dies allerdings auch für Europa praktiziert wird oder werden kann, ist schwer zu sagen. Sicherheitsleaks und Datenprofilerstellung ist allerdings kein ausschließlich östliches Problem.

Xiaomi Handy kaufen?

Gegen Xiaomi gab es starke Sicherheitsbedenken, doch die Vorwürfe wurden größtenteils geklärt, denn das deutsche BSI entkräftete die Bedenken gegen Xiaomi. Xiaomi darf sich freuen, denn das BSI konnte keine Filterlisten oder andere Auffälligkeiten feststellen. Wer ein Xiaomi Handy benutzen möchte, kann ein solches also ohne Angst kaufen.

Das BSI stellte darüber hinaus fest, dass weder Anrufe noch Suchbegriffe durch Xiaomi zensiert werden. Auch Kommunikationssoftware Dritter wird weder eingeschränkt noch blockiert.

Huawei Handy kaufen?

Auch Huawei wurde durch die USA Spionage vorgeworfen, doch konnten nie Beweise dafür hervorgebracht werden. Trotzdem ist im Handelsstreit mit den USA Huawei die Zusammenarbeit mit Google untersagt worden, weswegen der Google Play Store nicht mehr verfügbar ist. Der Huawei Appstore steht leider in der Kritik von Datenschützern. Auch das Betriebssystem musste von Android auf Harmony OS umgestellt werden. Mehr Infos gibt es in unserem Ratgeber Jetzt noch ein Huawei Handy kaufen?.

Andere chinesische Handys kaufen?

Laut den baltischen Sicherheitsbehörden besteht bei allen Handys chinesischer Marken das Risiko des Verlusts personenbezogener Daten und möglicher Einschränkungen der Meinungsfreiheit. Eine starke Anschuldigung, die so schlichtweg nicht haltbar ist, da bei vielen chinesischen Herstellern gar keine Vorwürfe erhoben wurden. Das BSI macht vor allem die politisch aufgeheizte Situation verantwortlich für viele Vorwürfe. Wer zu einem chinesischen Handy greifen möchte, braucht sich nicht zu fürchten.

Aus Sicherheitsgründen ist es aber ratsam es nicht über Händler aus China zu importieren, sondern im europäischen Handel kaufen, etwa hier über Geizhals. Dies gilt aber für alle Smartphones.

( Artikel veröffentlicht: 20.10.2021 )

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Über die Autorin
Geschrieben von Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Victoria ist technische Redakteurin bei tarife.at. Sie bringt hochkomplizierte, technische Begriffe in eine verständliche Sprache. Unterstützung bekommt die Technik-Liebhaberin von ihrem Büro-Hund, Herr Baron 🐶.

Häufige Fragen zum Thema China Handys: Sicherheitsrisiko durch Huawei, Xiaomi und Co.?

Gibt es Zensur bei Xiaomi Handys?

Das Cybersicherheitszentrum Litauens NKSC (Nacionalinio Kibernetinio Saugumo Centro) erhob 2021 schwere Anklage: Man wirft chinesischen Herstellern damit generell Spionage, Datenschutzprobleme und Zensur vor. In Litauen hat das Xiaomi Mi 10T 5G analysiert und es wurden bedenkliche Sicherheitsmängel festgestellt. Die Behörden fanden heraus, dass es technisch in der Lage sei, Inhalte auf dem eingebauten Webbrowser zu zensieren. Der Filter war zwar nicht aktiv, könnte aber jederzeit aktiviert werden. Außerdem wird die Liste auch bei deaktiviertem Filter trotzdem regelmäßig geupdated.

Sind China Handys gefährlich?

Das Cybersicherheitszentrum Litauens NKSC (Nacionalinio Kibernetinio Saugumo Centro) erhob 2021 schwere Anklage: Man wirft chinesischen Herstellern damit generell Spionage, Datenschutzprobleme und Zensur vor. In Litauen wurden drei konkrete Modelle analysiert: Das Xiaomi Mi 10T 5G, das Huawei P40 5G, als auch das OnePlus 8T 5G. Bei Oneplus gab es keine Bemängelungen, bei Huawei wurde nur der eigene Appstore kritisiert, weil automatisch Daten an einen Drittanbieter weitergeleitet werden, wenn die gewünschte App nicht gefunden wird. Bei Xiaomi wurden aber bedenkliche Sicherheitsmängel festgestellt.

Generelles Misstrauen gegenüber allen chinesischen Handymarken ist natürlich nicht angebracht. Denn zum Großteil werden die gleichen Komponenten verbaut, wie bei anderen Marken auch. Aber eine gesunde Vorsicht beim Thema Datenschutz ist empfehlenswert. Das Abgreifen und der Handel mit Daten können nicht völlig ausgeschlossen werden.

Prinzipiell unterliegen chinesische Fimen dem Cyber Security Law, das IT-Unternehmen in China dazu zwingen kann, auf Verlangen der Regierung Informationen über Nutzer herauszugeben und einen technischen Zugang zu ermöglichen. Dies gilt jedoch nur innerhalb Chinas – ob und wieweit dies allerdings auch für Europa praktiziert wird oder werden kann, ist schwer zu sagen.

Gegen Xiaomi gibt es starke Sicherheitsbedenken und die Vorwürfe wurden nicht restlos geklärt. Hier ist Vorsicht daher durchaus angebracht. Wer trotzdem ein Xiaomi Handy benutzen möchte, sollte laut Sicherheitsexperten vor allem den eigenen Mi Browser zu meiden. Auch Huawei wurde durch die USA Spionage vorgeworfen, doch konnten nie Beweise dafür hervorgebracht werden. Trotzdem ist im Handelsstreit mit den USA Huawei die Zusammenarbeit mit Google untersagt worden, weswegen der Google Play Store nicht mehr verfügbar ist. Der Huawei Appstore steht leider in der Kritik von Datenschützern.

Bei anderen Herstellern wurden hingegen gar keine Vorwürfe erhoben. Allerdings besteht, laut den baltischen Sicherheitsbehörden, das Risiko des Verlusts personenbezogener Daten und möglicher Einschränkungen der Meinungsfreiheit. Wer trotz aller Vorwürfe zu einem chinesischen Handy greifen möchte, sollte es aus Sicherheitsgründen nicht über Händler aus China importieren, sondern im europäischen Handel kaufen.

Spioniert mich mein Xiaomi Handy aus?

Das Cybersicherheitszentrum Litauens NKSC (Nacionalinio Kibernetinio Saugumo Centro) erhob 2021 schwere Anklage: Man wirft chinesischen Herstellern damit generell Spionage, Datenschutzprobleme und Zensur vor. Es sollen regelmäßig Daten über die Nutzung nach China geschickt worden sein, insgesamt zählte die litauische NKSC 61 Parameter. Diese sollen über das Sammeln der üblichen Nutzungsdaten weit hinausgehen.

Die Speicherung auf chinesischen Servern bietet darüber hinaus die Möglichkeit die Datenschutzverordnung der EU zu umgehen.

Auch der IT-Sicherheitsexperte Gabriel Cirlig meldet Probleme. So können bei manchen Xiaomi Modellen jeder Webseitenbesuch, jede im Xiaomi-Newsfeed eingesehene Nachricht und jede Eingabe in Suchmaschinen im Mi Browser an die Server eingesehen werden. Selbst im Inkognito-Modus des Browsers sollen die Daten aufgezeichnet und weitergeleitet worden sein.

Laut dem Sicherheitsspezialisten Andrew Tierney die Xiaomi-Browser-Apps Mi Browser Pro und Mint Browser ein ähnlich problematisches Verhalten. Nebenbei sollen auch vorgenommene Einstellungen übermittelt werden, sowie angeklickte Ordner. Auch Musik wird überwacht: Songs und Alben inklusive der Abspielzeit sollen aufgezeichnet worden sein.