Gas in Wien ist eine richtige Erfolgsgeschichte. Immerhin verhalf das Gas ab der vorigen Jahrhundertwende Wien zu einem industriellen und kulturellen Aufstieg. Besonders prägnantes Zeichen dafür ist das Wiener Gasometer.
Das Wiener Gasometer in Simmering
Vier zylindrische Giganten stehen in Wien Simmering: Das Gasometer. Die Türme wurden 1896 bis 1899 errichtet und gingen mit ihrer Fertigstellung als Speicher für das damals größte Gaswerk Europas in Betrieb. Durch Kohlevergasung konnten 432.000 m³ Stadtgas pro Tag erzeugt werden, ab 1904 sogar 500.000 m³. Zunächst wurde Gas vor allem für Beleuchtung genutzt, schließlich aber auch für das Heizen und Kochen.
Beleuchtung? Aber ja! Das alte Wien wurde von bis zu 45.000 Gaslaternen auf den Straßen erhellt.. Zusätzlich dazu kamen noch Gasbeleuchtungen in den vornehmeren Häusern. Erst 1962 wurde die letzte Gaslaterne in Wien gelöscht.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gaswerk Simmering und die Gasbehälter mehrmals Ziel von Angriffen alliierter Bomber. Im Juli 1944 fielen rund 1200 Stabbrandbomben auf das Werksgelände. Im Oktober 1944 fielen Sprengbomben, im Dezember 1944 Brandbomben. Bei den letzten beiden Angriffen wurden auch die Behälter schwer getroffen. Schließlich besetzten die Russen das Gebäude und man begann mit der Reparatur. 1948 war der Normalbetrieb wieder hergestellt.
Mit der Umstellung auf Erdgasversorgung mit ihrer Speicherung in unterirdischen Behältern wurden die alten Gasbehälter überflüssig und daher 1966 stillgelegt. 1978 wurden alle vier Gasometer unter Denkmalschutz gestellt. Die Innereien der Gasbehälter durften aber demontiert werden, nur die Ziegelfassaden blieben daher übrig. Ohne festen Nutzen standen die riesigen Hallen leer und wurden danach nur zeitweise für Ausstellungen, Techno-Parties und Filmdreharbeiten genutzt, wie etwa für James Bond 007 The Living Daylight (Der Hauch des Todes), Müllers Büro, Kottan ermittelt oder auch das Musikvideo von Coming Home (Falco).
Gas in Wien
Auch heute ist Gas in Wien in fast jeder Wohnung allgegenwärtig. Zwar gibt es keine urigen Gaslampen mehr, aber beim Kochen und Heizen findet es nach wie vor starke Verwendung. Betrieben wird das Gasnetz mit einer Gesamtlänge von rund 3.500 km von den Wiener Netzen. Es versorgt sowohl ganz Wien, sowie 15 Umlandgemeinden Niederösterreichs - insgesamt rund 670.000 Menschen. Das dafür verwendete Erdgas kommt vorwiegend aus Russland, Norwegen und, zu einem geringen Anteil, auch aus Österreich selbst.
Da Gas ein fossiler Brennstoff ist, ist ein Ausstieg bis 2040 geplant. Ab 2023 werden bei Neubauten Gasheizungen in Wien daher nicht mehr zugelassen. Insgesamt werden in Österreich derzeit rund 8,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr verbraucht.
( Artikel veröffentlicht: 13.01.2023 )