Langsame Digitalisierung in Österreichs Unternehmen

verfasst am 23.6.2022
Langsame Digitalisierung in Österreichs Unternehmen

Österreich hinkt in der Digitalisierung hinterher: Homeoffice und Shared Lösungen pushen auf der einen Seite, Finanzschwäche und mangelndes Know-How der Unternehmen ziehen an der anderen. Dazu kommen Schwierigkeiten eine passende Lösung für das jeweilige Unternehmen zu finden.

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Drei hat mit Arthur D Little und marketmind die Digitalisierung in Österreich nun zum fünften Mal beleuchtet. Dafür wurden über 800 Unternehmen befragt, diese waren nicht nur aus unterschiedlichen Branchen und Regionen, sondern auch unterschiedlicher Größe von Großunternehmen bis hin zu Kleinstunternehmen. Dabei wird ein Digitalisierungsindex an Hand von fünf Faktoren wie Vernetzung, Online-Präsenz und Arbeitsweise berechnet. Auf einer Skala von 1 bis 100 soll der Index den Digitalisierungsgrad eines Unternehmens angeben.

Dieser Digitalisierungsindex Österreichs erscheint im internationalen Vergleich erschreckend mager: Wir erreichen nur 37 von 100 möglichen Punkten. Auch das digitale Aufrüsten stockt, letztes Jahr lagen wir noch bei 35 Punkten. Hier ist noch deutlich Luft nach oben.

Besonders Gewerbe und Handwerk, aber auch Transport und Logistik haben laut Drei die größten Sprünge nach vorn gemacht. Industrie, Tourismus und Handel sind stehen geblieben – was nur teilweise auch dem stärkeren physischen Aspekt geschuldet sein dürfte. Unternehmen die in ihre Digitalisierung nicht investieren, fallen aber immer stärker zurück.

Größter Treiber der Digitalisierung war die COVID-Pandemie, denn die meisten Unternehmen waren gezwungen auf Homeoffice umzustellen, so Drei. Zuvor war dies für viele undenkbar, mittlerweile sind Digitalisierungstrends wie mobiles Arbeiten, Desk und Space Sharing auch bei uns angekommen.

Aufwärtstrend

Immerhin geht es aufwärts: Ein Viertel der heimischen Unternehmen hat laut Index einen Status als digital orientiertes Unternehmen oder sogar Digitalchampions erreicht. Vor der Pandemie war dies nur bei 19 Prozent der Unternehmen der Fall.

Viele kleine Unternehmen konnten laut Befragung vor allem auf Grund von Personalmangen und finanziellen Hürden zu Beginn der Pandemie bei der Digitalisierung nicht mithalten. Nun zogen diese aber kräftig nach: Von 2021 auf 2022 hat sich die Zahl jener Unternehmen, die in den nächsten 12 Monaten in Digitalisierung investieren wollen, von 18 auf 24 Prozent erhöht. Viele möchten die Kundenkommunikation mit einer eigenen Homepage, Social Media Auftritt und einem Webshop ausbauen oder interne Abläufe wie Finanzbuchhaltung und IT-Sicherheitslösungen verbessern.

Zumeist erwarten sich die Unternehmen von der Digitalisierung eine Kostenersparnis (45 Prozent), die Gewinnung von Neukunden (42 Prozent) und die Erhöhung der Flexibilität (36 Prozent). Dies waren auch in den Vorjahren der Fall. Erschreckenderweise erkennen aber 25 Prozent keine Vorteile in der Digitalisierung. Noch bitterer ist, dass selbst digitalisierte Unternehmen oft den Nutzen (noch) nicht erkennen können. Hier wäre weitere Aufklärung immens wichtig, so Drei.

Digitaler Ausbau – aber wie?

Leistungsstärkeres Internet, verbesserte IT-Infrastruktur und mehr Beratung wären aus Sicht der Betriebe die größte Hilfe, um ihre Wissenslücken zu schließen und technische Rückstände aufzuholen. Eine leistungsfähige Internetverbindung wünschen sich 31 Prozent der Unternehmen um digital ausbauen zu können. Dabei wird deutlich, wie wichtig nicht nur der Glasfaserausbau in Österreich ist, sondern – gerade im ländlichen Bereich – der Ausbau von 5G. Denn Digitalisierung kann nur mit ausreichender Verbindung ins Internet erreicht werden.

20 Prozent können laut Befragung nichts mit Digitalisierung anfangen. Vor allem Klein- und Kleinstunternehmen, die oft auch Sorge haben den finanziellen Aspekt stemmen zu können. Das größte Problem dürfte vor allem darin liegen, dass diese Unternehmen sich allein gelassen fühlen. Es gibt zwar eine Unzahl an bundesweiten und regionalen Förderinitiativen und Plattformen, aber keine Liste um die geeignete Lösung zu finden. Hier wünscht sich Drei, dass die öffentliche Hand eine Darstellung nach Problemstellung sortiert anböte.

Die nachhaltigen Veränderungen in Unternehmen und deren Arbeitswelt sind nach mehr als zwei Pandemiejahren klar zu erkennen. Unternehmen, die vor der Pandemie bereits eine Vorstellung von ihren Möglichkeiten zur Digitalisierung hatten, haben diese zum Teil auch genutzt. Dagegen haben sich diejenigen, die die Digitalisierung gänzlich verweigern und die vor der Pandemie noch ganz am Anfang gestanden sind, kaum bewegt. Vielmehr fällt bald ein Viertel der Betriebe immer mehr zurück. Information, Aufklärung, Förderung – vor allem für Klein- und Kleinstbetriebe – und breiter verfügbares, schnelles und verlässliches Internet in ganz Österreich sind kritisch für die zukünftige Entwicklung dieser Betriebe.

Rudolf Schrefl
CEO von Drei

Mehr Homeoffice und Sharing

Laut Index nutzen 81 Prozent der Unternehmen Homeoffice. Der Trend ist um sechs Prozent zum Vorjahr verstärkt. Mittlerweile nutzt aber auch jedes dritte Unternehmen Shared Desk und Shared Office Space Lösungen, bei dem sich Arbeitnehmer nicht nur der Arbeitsplatz teilen, sondern auch unterschiedliche Unternehmen an einem Ort gemeinsam arbeiten. Auf Shared Desks setzen 36 Prozent der Unternehmen und damit um 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Shared Office Spaces nutzen nun 20 Prozent der Unternehmen, im Vorjahr waren es nur 3 Prozent. Auch Drei setzt auf diese neuen Möglichkeiten und bietet seinen Mitarbeitern zwei Tage Büropräsenz und den Rest Homeoffice an.

Mehr als die Hälfte (59,1 Prozent) nutzt allerdings kein derartiges Mobilitätskonzept. Der Trend hat sich verstärkt, 2021 waren es 55,1 Prozent. Dies läge, laut Drei, am Ende des Lockdowns, und wohl weniger an rationalen Überlegungen, da viele Unternehmensleitungen als ersten Reflex einfach alle Mitarbeiter wieder ins Büro holten. Ein Umdenken fände allerdings statt und Homeoffice scheint wohl gekommen um zu bleiben. Es gäbe natürlich auch Interaktionen, die vor Ort besser funktionieren und so werden sich Hybridlösungen vermutlich am stärksten durchsetzen.

Nachhaltig und digital

Bereits jeder dritte Betrieb gibt an Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu treffen. Laut Index empfinden 73 Prozent, dass die Digitalisierung die Nachhaltigkeit fördert. Immerhin können Wege gespart, Prozesse optimiert und Kommunikation verbessert werden. Dabei sehen dies vor allem stärker und stark digitalisierte Unternehmen so, die insgesamt deutlicher auf Nachhaltigkeit setzen und dies auch schon fortschrittlicher realisiert haben würden. Doch nicht alle fühlen dies mit: Fast 27 Prozent denken laut Befragung, dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht zusammenpassen. Dabei handle es sich in den meisten Fällen um kleine und nur wenig digitalisierte Unternehmen.

Digitale Zukunft

Insgesamt glauben 41 Prozent der Unternehmen, dass die Digitalisierung auch in Zukunft fortschreitet, so Drei. Dabei ist aber sehr davon abhängig, wie groß der Betrieb ist. Denn Großunternehmen mit über 100 Beschäftigten stimmen der Aussage zu 72 Prozent zu, während Kleinstunternehmen zu einer Person dies nur zu 36 Prozent annehmen.

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Über die Autorin
Geschrieben von Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Victoria ist technische Redakteurin bei tarife.at. Sie bringt hochkomplizierte, technische Begriffe in eine verständliche Sprache. Unterstützung bekommt die Technik-Liebhaberin von ihrem Büro-Hund, Herr Baron 🐶.