Das Forum Versorgungssicherheit wünscht sich für die Energiezukunft, neben dem Netzausbau und neuen digitalen Technologien, auch ein neues Rollenbild für alle Beteiligten.
Unser aller Strombedarf wächst. Damit die Verteilernetze mithalten können, muss die Strom-Infrastruktur ausgebaut werden. Doch die neuen Energien machen die Energieströme auch komplizierter, denn vereinfacht gesagt, lief Strom früher nur in eine Richtung: Vom Hersteller zu den Kund:innen. Nun gibt es viel mehr regionale Stromproduzenten und mittels PV-Anlagen speisen viele Verbraucher:innen auch ins Netz ein. Um diese Herausforderungen meistern zu können, ist mehr nötig als nur ein Zuwachs an Leitungen und Umspannwerken. Die Netze müssen darüber hinaus durch smarte Technologien effizient weiterentwickelt werden.
Hier wünscht sich das Forum Versorgungssicherheit, dass sich alle Beteiligten – Produzent:innen, Konsument:innen und Infrastruktur-Betreiber:innen – als Partner:innen in einem gesamtheitlichen System verstehen. Das Forum Versorgungssicherheit ist die gemeinsame Plattform von fünf Verteilernetzbetreibern: Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich.
Um die Energiewende zu schaffen, müssen alle an einem Strang ziehen. Dazu braucht es ein verändertes Rollenbild bei den Kundinnen und Kunden, aber auch die Bereitschaft, neue Technologien zuzulassen. Die Netzbetreiber brauchen erweiterte Möglichkeiten, um ihre Netze smarter und flexibler zu machen.
Brigitte EdererSprecherin des Forums Versorgungssicherheit
Smarte Netze
Österreichweit sollen bis 2030 rund 30 Milliarden Euro in die Strominfrastruktur investiert werden. Zusätzlich zum Ausbau der Kapazitäten der Netze ist es auch nötig, sie durch den Einsatz smarter Technologien flexibler und damit effizienter zu machen.
Ein wichtiger Schritt dafür sind Smart Meter, die intelligenten Stromzähler, die in den letzten Jahren nahezu flächendeckend in Haushalten installiert wurden. Sie liefern durch ihre Datenerfassung die Grundlage für mehr Versorgungssicherheit und Information, sowohl der Netzbetreiber als auch für die Kund:innen.
Weitere neue Techniken sollen mehr Kapazitäten im Netz schaffen:
- flexible Umspannwerksspannung: Dies ist eine Technik bei der die Spannung an die Netzsituation flexibel angepasst wird.
- neue Regelungstechnik in den lokalen Transformatorstationen
- Thermal Rating: Dabei wird der Betrieb von Freileitungen an die jeweiligen Witterungsbedingungen angepasst. Man macht sich den physikalischen Effekt zunutze, wonach Stromleitungen bei niedrigen Temperaturen eine höhere Übertragungsleistung aufweisen.
Energiezukunft
Die Energiewende ändert damit auch die alte Rollenverteilung im Stromsystem: Alles wird flexibler und eigenständiger! Die alte bestehende Trennung in Erzeuger auf der einen Seite, Verbraucher auf der anderen Seite und die Netze dazwischen löst sich mehr und mehr auf. Heutige Verbraucher:innen werden immer öfter auch zu Produzent:innen, die selbst PV-Strom erzeugen. Als Mitglieder von Erneuerbaren Energiegemeinschaften sind sie auch Teil des Netzbetriebs.
Wichtig ist nun auch die Eigenverantwortung von Kund:innen bei Erzeugung und Verbrauch einzuwirken. So können wir alle Erzeugungsspitzen kappen und Lasten zeitlich verschieben. Etwa sollte das Laden eines E-Autos idealerweise zur Mittagszeit stattfinden, statt abends oder in der Nacht. So wird das E-Auto zu einem effizienten, mobilen Energiespeicher.