Maximale Reichweite von E-Autos - Ein Schwachpunkt der Elektromobilität?

Maximale Reichweite von E-Autos - Ein Schwachpunkt der Elektromobilität?

Viele Faktoren sprechen für die Verwendung von E-Autos. Umweltfreundlichkeit, kein Lärm, starke Förderungen und Vieles mehr. Als Nachteil wird gerne die geringe Reichweite der Modelle angeführt. Doch entspricht das tatsächlich der Wahrheit? Sind die Autos wirklich aufgrund der maximalen Reichweite bei voller Batterieladung nur eingeschränkt nutzbar? Besonders, sollten die Daten mit der tatsächlichen, alltäglichen Nutzung des durchschnittlichen Autofahrers in Österreich und Deutschland verglichen werden - Reichen die Batterien der E-Vehikel in der Praxis für die Fahrten im Alltag? Wie geht man längere Strecken an, zum Beispiel Urlaubs- oder Auslandsfahrten?

Das Elektroauto für Alltagsfahrten? So viel fahren Herr und Frau Österreicher pro Tag

Bei etwas weniger als 9 Millionen Einwohner verfügen die Österreicher insgesamt über 4,08 Millionen PKWs. Im Durchschnitt fährt jeder Autofahrer damit aber nur 34 Kilometer pro Tag. Viel zu wenig, um über die Reichweite von E-Autos nachdenken zu müssen. Selbst in vielfahrenden Bundesländern, an dessen Spitze derzeit das Burgenland und Niederösterreich mit 36 Kilometer sind, wäre die Verwendung des E-Autos für alltägliche Fahrten demnach kein Problem. In Wien sind es sogar nur 30 Kilometer, selbst für das E- Auto keine große Anstrengung. Wie gering die meisten Autofahrten in Österreich sind, zeigen Statistiken: „In ganz Österreich ist fast jede zweite Autofahrt kürzer als fünf Kilometer, etwa jede zehnte Autofahrt ist kürzer als ein Kilometer“, verdeutlicht VCÖ-Experte Gansterer. Das legt nahe, dass die E-Autos ohne Frage für den Einsatz im Alltag geeignet sind. Doch natürlich fährt nicht jeder Österreicher nur um die 30 Kilometer pro Tag.

Langstreckenfahrten und E-Mobilität - Ein Widerspruch?

Die Anzahl an E-Modellen ist mittlerweile groß, die Leistung schwankt zunehmend. Eindeutig sind auch Langstreckenfahrten mit E-Autos bewältigbar. Jedoch sind dafür nicht alle Modelle unbedingt geeignet. Die besten Modelle mit langer Reichweite hier im Überblick:

  • Tesla X. Das Modell ist mit 3,1 Sekunden nach dem Start auf 100 km/h Geschwindigkeit eines der schnellsten Modelle überhaupt. Das zeigt sich bei dem Preis von mindestens 91.250 Euro natürlich weit über den Preisvorstellungen der meisten Kunden. Die Akkuleistung kann dafür überzeugen: Je nach Modell rangiert sie zwischen 355 und 542 Kilometern.

  • Der Audi e-Tron GT. Mit einem Startpreis von 82.000 Euro ist auch er kein Schnäppchen. Dennoch überzeugt er sowohl bei Leistung als auch Reichweite. Mit mindestens 400 Kilometer Reichweite in WLTP-Test ist das Modell selbst für sehr lange Strecken und tägliche Pendlerfahrten gut geeignet.

  • Der Hyundai Kona Elektro (150 kWh). Mit einem Preis von 32.000 Euro ist er wesentlich erschwinglicher als Tesla X und Co. Hinsichtlich der Reichweite schafft er mit 470 Kilometern eine starke Leistung. In 50 Minuten soll der Akku außerdem 80 Prozent der Batterie vollgetankt haben, eine Spitzenleistung im E-Auto Vergleich.

  • Der BMW i3 33 kWh. Mit einem Einstiegspreis von etwa 36.000 Euro gehört auch er sicherlich zu den gehobenen E-Autos. Das spiegelt sich mit einer Akkuleistung von 312 Kilometern auch in der Reichweite wieder. Durch die Schnellladefunktion ist er innerhalb von 39 Minuten zu 80 Prozent aufgetankt.

  • Kia Niro EV 100 kW. Das Modell soll 2019 auf den Markt kommen und mit einem Preis von 35.000 Euro ebenfalls zur gehobenen E-Klasse gehören. Mit über 300 Kilometern Reichweite schafft das Modell eine starke Leistung. Dank Schnell-Ladefunktion ist die Batterie innerhalb von circa 50 Minuten wieder zu 80 Prozent aufgeladen. Mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 in 9,8 Sekunden stellt das Modell eine Mischung aus sportlicher Fahrdynamik und großzügigem Familienauto dar.

Mit einer Reichweite von maximal 300-542 Kilometern lassen sich maximal nahe gelegene Urlaubsziele ohne Nachladen bereisen. Ist das Reisen mit dem Elektroauto also nicht empfehlenswert? Grundsätzlich ist mit einem erheblichen Zusatzaufwand zu rechnen. Denn schon im Voraus sollte klar sein, wo wie viele E-Ladestationen auf der Strecke verfügbar sind. Oftmals muss man sich für eine Ladung schon im Vorhinein registrieren und sich eine Ladekarte zuschicken lassen. Wünschenswert sind dann Schnellladestationen, bei denen man sich nur circa 30 bis 40 Minuten für einen vollen Ladegang gedulden muss. Sie existieren vergleichsweise selten.

Oftmals sind jedoch nur Ladestationen verfügbar, bei denen man mehrere Stunden warten muss. Das kann unangenehm sein, besonders, wenn man die Wartezeit nicht mit Essen gehen oder Ähnlichem verbinden kann. Ein durchgehendes Netz an Ladestationen findet man tatsächlich nur in Mittel- und Nordeuropa vor. Besonders Norwegen und die Niederlande heben sich mit 185 Ladestationen pro 100.000 Einwohner deutlich von den meisten anderen Industrienationen ab. Vergleichsweise unkompliziert ist aber auch das Reisen à la E-Auto in der Schweiz: Bei der Tour De Swiss Panoramastrecke stehen auf 1600 Kilometern gleichmäßig verteilt insgesamt 200 E-Ladestationen. In Großbritannien findet man mehr als 13.000 Ladestationen, in den USA trifft man mit mehr als 50.000 Ladestationen besonders in urbanen Gebieten ein vergleichsweise dichtes Netz an.

Wohin sollte man keinesfalls mit dem E-Auto aufbrechen? Besonders Südeuropa ist nur sehr dünn, in weiten Gebieten gar nicht mit E-Ladestationen versehen. Südlich von Barcelona würde man in Spanien kaum Stationen vorfinden, ganz ähnlich sieht es in Italien aus. Außerhalb Europas ist die Situation noch unsicherer, hier ist Recherche vor der Abreise Pflicht. Denn das E-Auto als Alternative zu PKWs mit Verbrennungsmotoren hat sich mit Abstand am stärksten in Europa und den USA entwickelt - außerhalb der westlichen Welt ist der Trend zu E-Autos großteils ausgeblieben.

Hybridauto oder Range Extender - Die Lösung für umweltbewusste Langestreckenfahrer?

Hybridmodelle können hier die Lösung für Menschen sein, die im Urlaub unabhängig, im Alltag jedoch umweltbewusst auf den Straßen unterwegs sein möchten. Einige wenige Prozent aller Fahrten können so mit dem klassischen Verbrennungsmotor unternommen werden, ansonsten kommt der Elektromotor zum Einsatz. Das macht auch finanziell Sinn: Fährt man mit dem E-Motor, hat man deutlich geringere Kosten im Vergleich zu Benzin- und Dieselautos. Günstigere Modelle sind zum Beispiel der Honda Jazz, Toyota Yaris oder der Honda Insight. Alternativ kann man auch auf Range Extender setzen, die eine Verlängerung der Reichweite durch einen Verbrennungsmotor bewirken. Beispielsweise ist der BMW i3 optional auch mit Range Extender erhältlich. Langfristig soll der Bedarf an Reichweitenverlängerern jedoch durch eine besser Infrastruktur bei der E-Mobilität verringert werden.

Fazit - Worauf es bei der Reichweite von E-Autos ankommt

Setzt man auf höherpreisige E-Modelle, kann man mit einer Akkuleistung von über 300-400 Kilometern rechnen. Bei günstigen Modellen sind es zumeist 200-300 Kilometer Reichweite. Damit sind E-Autos bei durchschnittlichen Anforderungen für den Alltag absolut tauglich und können auch von Pendlern problemlos verwendet werden. Fährt man ins Ausland oder auf Urlaub mit dem Elektroauto, müssen Ladevorgänge schon im Voraus geplant und oftmals sogar registriert werden. Dass das in der Praxis schwierig ist, zeigen auch die Empfehlungen von Experten. Gerade deshalb ist man hier betont weniger optimistisch, wie der verkehrspolitische Sprecher des Verkehrsclub Deutschland Gerd Lottsiepen betont:„Natürlich kann man auch mit dem Elektroauto in die Alpen fahren, jedoch ist man dann viel länger unterwegs.“ Der Experte empfiehlt, am Urlaubsort selbst stattdessen ein E-Auto zu mieten.

Insgesamt ist die Reichweite bei Tagesstrecken mit dem Elektroauto fast immer absolut ausreichend. Für Urlaube und Roadtrips empfehlen sich Hybridmodelle oder Range Extender, weil die Dichte an Ladestationen europa- und weltweit oft sehr gering ist. Die Dichte der Schnellladestationen soll sich den Plänen der Bundesregierung und Europäischen Union zufolge innerhalb der nächsten Jahre stark erhöhen. Bis dahin ist es wohl ratsamer, den Weg zum Urlaubsziel mit anderen Fortbewegungsmitteln zu bestreiten oder sehr vorausschauend zu planen.

( Zuletzt aktualisiert: 13.01.2023. Ursprünglich veröffentlicht: 12.01.2023 )

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Häufige Fragen zum Thema Maximale Reichweite von E-Autos - Ein Schwachpunkt der Elektromobilität?

Haben wir genug Strom um mit E-Autos zu fahren?

Würden von heute auf morgen in Österreich alle Autos auf E-Autos umgestellt, würden diese also etwa 8,9 Terawattstunden (TWh) in einem Jahr benötigen. Der Gesamtenergieverbrauch für Benzin und Diesel, für deren Erzeugung auch Strom verbraucht wird, liegt bei etwa 7 TWh. Wenn wir diese Energieleistung vom Gesamtverbrauch der Elektroautos abziehen, bleiben nur 1,9 TWh an Mehrverbrauch. Diese Energie wäre durch ein weiteres Laufkraftwerk in der Größe von Altenwörth gedeckt, das etwa 2 TWh Leistung aus erneuerbarer Wasserkraft erzeugt. Nicht hineingerechnet sind hier die extremen Mengen an Energie, die in der Erdölförderung, dem Transport des Rohöls und dem Energieaufwand für den Transport zur Tankstelle benötigt werden. In diesem Fall bliebe uns sogar viel Energie über, wenn wir auf Elektroautos umsteigen.

Wieviel Strom verbraucht ein Elektro-Auto?

Wieviel Strom ein E-Auto verbraucht variiert stark: Ein Fiat 500e verbraucht laut Herstellerangaben lediglich 13 kWh pro 100 km, ein fetter Mercedes-Benz EQS 450+ schluckt für die gleiche Strecke hingegen 16 KWh. Der durchschnittliche Verbrauch eines E-Autos liegt im Moment bei rund 15 kWh für 100 Kilometer, also 150 Wh pro Kilometer. Die Tendenz geht nach unten. Die Gesetze der Physik gelten für E-Autos wie Verbrenner gleichermaßen: Je größer und schwerer das Auto, desto mehr Energie benötigt es, um beschleunigt zu werden.