Der Digitalisierungsindex in Österreich stagniert

verfasst am 12.10.2023
Der Digitalisierungsindex in Österreich stagniert

Der Drei Digitalisierungsindex 2023 fällt gemischt aus. Nach dem großen Sprung durch Covid, stagniert die Digitalisierung nun. Damit könnte Österreich wirtschaftlich bald stark zurückfallen.

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In den letzten fünf Jahren gab es laut dem Drei Digitalisierungsindex einen deutlichen Fortschritt bei der Digitalisierung der Unternehmen in Österreich. Lag der Index 2018 noch bei nur 27 Punkten, so sprang er 2019 auf 34 Punkte. Seit 2022 verbleibt er bei 35 Punkten, das hat sich auch 2023 nicht geändert.

Mittlerweile zum sechsten Mal wird der jährliche Digitalisierungsindex durch den Telekommunikationsanbieter Drei gemeinsam mit marketmind und Arthur D. Little in Österreich ermittelt. Dieser stellt eine Erhebung zur Digitalisierung der österreichischen Unternehmer dar. Er errechnet sich aus fünf Einzelfaktoren von der IT-Ausstattung und – Vernetzung, über Online-Präsenz und -Vertrieb bis zur Arbeitsweise. Auf einer Skala von 1 bis 100 gibt der Index den Digitalisierungsgrad eines Unternehmens an. Knapp 800 Unternehmen aller Branchen und Größen in ganz Österreich wurden befragt.

Vor allem die kleinen Unternehmen mit unter zehn Mitarbeitern haben sich laut Studie nach Pandemieende vom Thema Digitalisierung größtenteils wieder abgewandt. Hier sollen viele Ängste und Unsicherheiten mitspielen, denn Förderungen auf regionaler als auch Bundesebene gäbe es grundsätzlich genügend. Die Studie verortet hier vor allem ein Problem bei der Kommunikation und Beratung. Auch mangle es an der Vorbildwirkung durch staatliche Einrichtungen, die noch immer nicht besonders digitalisiert sind.

Digitalisierung ist als Lösungskomponente im wirtschaftlichen Umfeld nicht mehr wegzudenken. Konnektivität ist für Haushalte und Unternehmen eine der wichtigsten Lebensadern.

Rudolf Schrefl
CEO von Drei

Ängste und Hindernisse

Die Chancen und Herausforderungen werden laut Studie zwar gegeneinander abgewogen, doch meist siegen die Ängste. Vor allem kleineren Unternehmen sind die Vorteile der Digitalisierung vielmals gar nicht bewusst. Vermehrt wurde in der Studie der Wunsch nach stärkerer Beratung deutlich – dieser stieg von 28 auf 41 Prozent.

87 Prozent sehen die Herausforderungen durch fehlende finanzielle Ressourcen, Unsicherheiten durch gesetzliche Vorgaben wie die DSGVO, aber auch in fehlendem Know-How. Die Umsetzung scheint zu schwierig, die Thematik generell zu komplex. Um neun Prozent gingen die Ängste zum Vorjahr hinauf.

Weniger als die Hälfte, nur 43 Prozent sehen in der Digitalisierung einen Wettbewerbsvorteil. Gerade in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs, mit dem Hintergrund der Pensionierung der geburtenstarken Jahrgänge in den nächsten Jahren, sollte hier rasch ein Umdenken stattfinden, so Schrefl. Denn Digitalisierung könnte für das tägliche Geschäft in vielen Branchen bedeuten, dass man wesentlich einfacher und auch wesentlich näher am Kunden wäre. Hier wäre vor allem der Tourismus zu nennen, aber auch Landwirtschaft, Immobilien oder Transport.

Was es jetzt braucht, sind zusätzliche Unterstützung und Anreize, um der Digitalisierung neuen Wind zu geben und Österreich weiter voranzubringen. Dazu gehört die Beschleunigung des Ausbaus von 5G und Glasfaser.

Rudolf Schrefl
CEO von Drei

Stagnierende Zahlen

Insgesamt beschäftigen sich nach Covid nur noch 19 Prozent der Unternehmen mit Digitalisierung. Hierbei fallen gerade kleine Unternehmen stärker zurück. Dies macht die digitale Kluft zu den großen Unternehmen noch größer. Wie im Vorjahr planen 24 Prozent der Unternehmen eine Investition im Bereich der Digitalisierung. Wären diese Investitionen aber tatsächlich getätigt worden, hätte man heuer schon einen deutlichen Sprung im Digitalisierungsindex gesehen.

Zumindest seien aber immerhin der Wunsch nach einer eigenen Webseite, einem Webshop und Social Media Auftritt mittlerweile auch bei den kleinen Unternehmen etabliert. Auch wären Neuerungen wie Home Office mit der Pandemie gekommen um zu bleiben. 80 Prozent der Mitarbeiter von Unternehmen mit 50 oder mehr MitarbeiterInnen nutzen laut Studie Homeoffice. Ohne dieses Angebot scheint es vermehrt unmöglich noch Mitarbeiter zu finden, so Stefan Schiel von marketmind. Für alle Unternehmen gesamt liegt die Nutzung bei 35,3 Prozent.

Insgesamt dürfte das Digitalierungsklima rosiger ausfallen, doch gibt es immerhin eine Besserung dazu: Nur mehr 16 Prozent sehen in der Digitalisierung gar keine Chancen. Mit einem Anstieg von 9 Punkten sehen 84 Prozent der Befragten in der Digitalisierung Chancen für die Zukunftssicherheit ihres Unternehmens, neue Einnahmequellen, Kostenersparnis und die Erschließung neuer Märkte.

Glasfaser vs. 5G? Beides nötig

Wichtig für die Digitalisierung sei natürlich die Technologie. Hier wird oft ein Wettstreit der Technologien 5G und Glasfaser gesehen, der in der Form gar nicht existiert, so Schrefl. Viel eher gehören beide Technologien gemeinsam gedacht und sollen sich komplimentieren.

Drei fordert daher eine stärkere Beschleunigung des Ausbaus von 5G und Glasfaser verbunden mit der Umschichtung eines großen Teils der verbleibenden 400 Mio. Euro aus der Breitbandmilliarde. Die letzte Meile zu Unternehmen und Privatpersonen solle stärker durch die allgemeine Hand finanziert werden, damit vor allem KMUs, nicht zurückbleiben, meint Schrefl.

Eine Abdeckung von 91,7 Prozent durch 5G hilft Österreich im DESI-Index nicht zu weit nach hinten zu fallen. Auch sei hier ein rascher Ausbau viel schneller möglich, gibt Schrefl zu bedenken. In den nächsten fünf bis zehn Jahren könne Glasfaser, deren Coverage im Moment insgesamt bei 54,8 Prozent steht, dann erst nachziehen.

Auch bildet die letzte Meile hier oft ein großes Hindernis. Ein Problem ist, dass das letzte Stück zwischen echter Glasfaseranbindung und dem User häufig noch immer nur aus leistungsschwachem Kupfer ist. Ein weiteres sei, dass die Einleitung von Glasfaser oft an EigentümerInnen scheitert. Hier wäre es angeraten, dass Glasfaser zukünftig wie Strom, Gas oder Wasser als notwendige Anbindung vor weniger bürokratischen Hürden beim Ausbau stünde, so Schrefl.

Bei der Anbindung gibt es zumindest aber eine leichte Verbesserung: Eine fehlende leistungsstarke Internetverbindung war im vergangenen Jahr noch für 25 Prozent der Unternehmen ein Thema, heuer sind es laut Studie nur noch 22 Prozent.

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Über die Autorin
Geschrieben von Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Victoria ist technische Redakteurin bei tarife.at. Sie bringt hochkomplizierte, technische Begriffe in eine verständliche Sprache. Unterstützung bekommt die Technik-Liebhaberin von ihrem Büro-Hund, Herr Baron 🐶.