Off-Grid ist das Leben jenseits von Versorgungsnetzen. Meist bezieht es sich auf Selbstversorgung mit Strom und Wasser, kann aber auch den Verzicht auf weitere Netze wie Mobilfunk meinen.
Die Bezeichnung „off grid“ oder auch „off the grid“ kommt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich „weg vom Netz/Raster“ oder auch „abgeschaltet“. Gemeint ist damit netzunabhängig und autark. Dabei ist allerdings meist nicht nur ein gelegentlicher Inselbetrieb für den Notfall gemeint, wie etwa bei einer Notstromversorgung, sondern eine dauerhafte Autarkie.
Gründe für Off-Grid
Es gibt zahlreiche Gründe, warum man unabhängig von den Netzen sein möchte: Politische Gründe, Versorgungsängste, sowie der Wunsch nach Nachhaltigkeit. Bei den Amischen in den USA sind es religiöse Überzeugungen. Dazu kommt die Abgelegenheit mancher Gebiete, die es nicht anders möglich macht. Die vielen Beweggründe eint der Wunsch, unabhängig(er) zu sein.
So bedeutet Off-Grid für viele den Haushalt von sämtlichen öffentlichen Versorgungnetzen abzutrennen – bei manchen nur für den Notfall, andere wollen dies dauerhaft. Dabei sind die unterschiedlichsten Formen von Versorgungsnetzen gemeint: Strom, Wasser, Abwasser, Internet, Fernsehen, Mobilfunk bis hin zur Müllentsorgung, gelegentlich auch die Versorgung mit Lebensmitteln. So unterschiedlich wie die Beweggründe, so schwammig ist daher auch der Off-Grid-Begriff. Das liegt auch daran, dass die Versorgung weltweit sehr unterschiedlich ist. Irgendwo im Nirgendwo in den Weiten einer Wüste gibt es halt üblicherweise kein Mobilfunknetz, in Österreich liegt die Versorgung dagegen bei fast 100 Prozent. Dem entkommt man eben nur schwerlich. Auch sind Wasser- und Stromversorgung üblicherweise kein Problem, wenn man sich nicht auf einer sehr abgelegenen Berghütte befindet.
Die Off-Grid-Bewegungen stehen deswegen mitunter auch in der Kritik, denn was bei uns ein freiwilliger Verzicht ist, ist für rund 1,7 Milliarden Menschen alternativenlos, da sie an keine Infrastruktur angeschlossen sind. Dies gilt ganz besonders für den sogenannten „globalen Süden“.
Off-Grid-Häuser
Bei Off-Grid-Häusern ist der Autarkiegrad besonders hoch. Diese sind nicht an Wasser, Abwasser, Strom- oder Gasleitungen angeschlossen und existieren wie Häuser vor über hundert Jahren. Um aber auf modernen Komfort nicht (gänzlich) verzichten zu müssen, verfügen diese Häuser über eine eigenständige Versorgung.
Für Strom kann die Autarkie zum Beispiel über erneuerbare Energien erreicht werden, wie Solarkraft, Windkraft oder auch Wasserkraft. Die Wasserversorgung kann über einen eigenen Brunnen realisiert werden, Abwasser etwa über eine Senkgrube. Ohne Telekommunikationsnetze wie Glasfaser, Mobilfunk oder DSL gibt es aber keinen Internetzugang. Auch Kommunikation über weite Strecken, wie die Telefonie, ist schwer zu ersetzen. Off-Grid geht daher oft mit Kompromissen oder auch Verzicht einher.
Gleichzeitig gibt es auch ein starkes Umdenken und Neudenken von Wohnraum. Mit Niedrig- oder Nullenergiehäusern ist das Energiekonzept so stark gedrosselt, dass schlichtweg weniger Energie nötig ist, um es zu heizen. Auch gibt es mittlerweile Plusenergiehäuser.
( Artikel veröffentlicht: 30.07.2024 )