Autarkie

Autarkie bzw. der Autarkiegrad bezeichnet die Fähigkeit unabhängig zu sein. Im Falle von Strom heißt das, dass man sich selbst versorgen kann. Bei PV-Anlagen ist dies eine häufige Angabe.

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Unabhängige Stromversorgung

Der Autarkiegrad bezieht sich zumeist darauf, wie stark Strom aus dem Netz bezogen werden muss, wenn man eine PV-Anlage hat. Doch Moment – wozu Strom beziehen, wenn man ihn doch selbst erzeugt? PV-Anlagen erzeugen nur Strom, wenn die Sonne scheint. So kannst Du nur rund 30 bis 40 Prozent des erzeugten Stroms direkt nutzen. An düsteren Tagen und in der Nacht benötigst Du also trotzdem die Stromversorgung aus dem Netz. Du bist also nur “autark”, wenn die Sonne scheint.

Wenn die Sonne scheint, vor allem um die Mittagsstunden, erzeugt eine PV-Anlage oft aber deutlich mehr Energie als Du nutzen kannst. Diese wird oft ins Netz eingespeist – oder aber Du nutzt einen Stromspeicher. Dieser ist ein Akku, den Du mit überschüssigem Strom aufladen kannst, den Du dann auch in der Nacht nutzen kannst. Der Anteil des Solarstroms, der im Haus genutzt wird, und damit der sogenannte Autarkiegrad, erhöhen sich dann deutlich.

Völlige Autarkie ist meist nicht erreichbar, doch auch für normale Privathaushalte sind mit einem Stromspeicher oft schon sehr hohe Autarkiegrade realisierbar. Auch lässt sich damit eine Notstromversorgung für den Fall eines Blackouts ohne extreme finanzielle Belastung stemmen. Mehr dazu findest Du in unserem Ratgeber Stromspeicher: PV-Strom speichern und unabhängig sein.

Für absolute Autarkie müsstest Du zusätzlich zur Solarkraft meist auch noch ein Windrad oder ein kleines Wasserkraftwerk nutzen. Dies ist aber mit hohem finanziellem und bürokratischem Mehraufwand verbunden.

Rechnerisch autark oder wirklich autark?

Oft wird auch zwischen einer rechnerischen und einer echten Autarkie unterschieden. Der Unterschied:

  • Echte oder lokale Autarkie meint, wenn zu keinem Zeitpunkt Strom aus dem Netz bezogen wird.
  • Rechnerische oder bilanzielle Autarkie meint, wenn über ein ganzes Kalenderjahr hinweg die Stromproduktion und der Stromverbrauch gleich sind. Das bedeutet, dass hier die produzierte Strommenge mit der real verbrauchten verrechnet wird. An einzelnen Tagen wird mehr produziert als verbraucht und umgekehrt – aber insgesamt hält es sich die Waage.

Autarkiegrad und Eigenverbrauchsanteil berechnen

Meist wird der bilanzielle Autarkiegrad berechnet. Die Formel für den Autarkiegrad lautet:

  • (jährlicher Gesamtverbrauch – Netzbezug) / jährlicher Gesamtverbrauch =Autarkiegrad
Wenn Dein Haushalt einen jährlichen Gesamtverbrauch von 4.000 kWh hat, und jährlich 1.000 kWh aus dem Netz eingespeist werden müssen, dann liegt der Autarkiegrad bei 0,75 bzw. 75 Prozent.

Hier ist es auch wichtig den Eigenverbrauchsanteil zu kennen. Dieser beschreibt die Menge an Strom, den Du selbst produzierst und verbrauchst. Auch in einer Stromanlage gespeicherter Strom wird hier miteinberechnet.

Die Formel für den Eigenverbrauchsanteil lautet:

  • (jährliche Stromproduktion – Einspeisung) / jährliche Stromproduktion = Eigenverbrauchsanteil
Hast Du eine Stromproduktion von 2.500 kWh pro Jahr hat und speist davon 1.000 kWh ins Netz, dann verbrauchst Du 1.500 kWh des produzierten Stroms selbst. Damit liegt der Eigenverbrauchsanteil bei 0,6 bzw. 60 Prozent.

Wichtige Faktoren für die Autarkie

Die wichtigsten Punkte für Deine Autarkie bei der Energieversorgung liegen zumeist in der Leistung der PV-Anlage, der Leistung des Stromspeichers und Deines persönlichen Stromverbrauchs.

Bei der Leistung der PV-Anlage kommt es nicht nur auf die Größe an, sondern auch auf die Lage. Logisch: Je kleiner die Paneelleistung, desto weniger Strom wird erzeugt. Auch macht es einen großen Unterschied, ob Du das PV-Paneel im sonnigen Südburgenland mit 300 Sonnentagen im Jahr nach Süden ausgerichtet betreibst, oder ob Deine Anlage im Schatten der Hohen Tauern in Osttirol steht und nach Norden ausgerichtet ist.

Mit einem geeigneten Stromspeicher kannst Du die dunklen Stunden abfedern. Je größer der Akku ist, desto mehr Ladung kann gespeichert werden und desto länger kommst Du ohne Netzeinspeisung aus.

Einer der wichtigsten Faktoren ist Dein Verbrauchsverhalten: Betreibst Du Waschmaschine, Geschirrspüler und Co vor allem zur Mittagszeit, wo die höchste Stromproduktion eingefahren wird, dann musst Du diesen Strom nicht dann einkaufen, wenn Du keinen produzierst. Auch gibt es mittlerweile viele intelligente Systeme, die die sogenannte Entenkurve (die normale Stromproduktionsverteilung untertags) so nutzen, dass eine Ladung über den Tag verteilt erfolgt. So wird zum Beispiel ein e-Auto erst zu Mittag geladen, wenn ohnehin genug Strom im Netz ist, und nicht schon in den frühen Morgenstunden, wo die Energie noch anders benötigt wird.

Woher kommt der Begriff Autarkie?

Ursprünglich kommt der Begriff Autarkie aus dem alten Griechenland und meint als autárkeia (αὐτάρκεια) die Fähigkeit sich selbst zu genügen. Dies bezog sich auf die Selbstversorgung einer Stadt – heute ist aber vor allem ein Privathaushalt gemeint. Üblicherweise ist das Thema ganz stark mit der Selbstversorgung von Strom, Wasser und anderen Netzen verbunden und meist als Off-Grid bezeichnet.

Off-Grid bedeutet für viele den Haushalt von sämtlichen öffentlichen Versorgungnetzen abzutrennen – bei manchen nur für den Notfall, andere wollen dies dauerhaft. Dabei sind die unterschiedlichsten Formen von Versorgungsnetzen gemeint: Strom, Wasser, Abwasser, Internet, Fernsehen, Mobilfunk bis hin zur Müllentsorgung, gelegentlich auch die Versorgung mit Lebensmitteln. Es gibt zahlreiche Gründe, warum man unabhängig von den Netzen sein möchte: Politische Gründe, Versorgungsängste, sowie der Wunsch nach Nachhaltigkeit. Dazu kommt die Abgelegenheit mancher Gebiete, die es nicht anders möglich macht. Die vielen Beweggründe eint der Wunsch, unabhängig(er) zu sein.

( Artikel veröffentlicht: 07.04.2025 )

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Über die Autorin
Geschrieben von Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Victoria ist technische Redakteurin bei tarife.at. Sie bringt hochkomplizierte, technische Begriffe in eine verständliche Sprache. Unterstützung bekommt die Technik-Liebhaberin von ihrem Büro-Hund, Herr Baron 🐶.