Laut Forum Versorgungssicherheit bleibt die Versorgung mit Strom und Gas auch im Winter 24/25 gewahrt. Sorgen wegen der politischen Lage am Weltmarkt müsse man sich keine machen, sagen die Netzanbieter. Problematisch sieht man aber die Finanzierung der Netze und möchte künftig mittels neuen Tarifanreizen den Verbrauch über den Tag stärker verteilen.
Der Ukrainekonflikt und weitere Probleme scheinen auf den Weltmärkten bedrohliche Szenarien für den Energiemarkt zu zeichnen. Doch das Forum Versorgungssicherheit kann für Österreich keine Bedrohung in der Energieversorgung sehen. Wir sollen auch im Winter 24/25 weiterhin keine Probleme bei der Versorgung mit Strom und Gas bekommen.
Die Versorgung mit Strom und Gas in der jetzt angelaufenen Heizsaison ist gesichert. Und das Tarifsystem hat sich über 20 Jahre bewährt, doch jetzt sind Anpassungen notwendig. Diese sind bereits vorbereitet und müssen nur mehr umgesetzt werden.
Michael HaselauerGeschäftsführer der Netz Oberösterreich
Nach wie vor ist Österreich aber zu einem großen Teil von der Versorgung mit russischem Erdgas abhängig. Eine der Gegenmaßnahmen war die Bildung einer strategischen Gas-Reserve in den heimischen Gasspeichern. Die Versorgung am heimischen Markt gilt daher als gesichert. Auch beim Strom müssen wir keine Ausfälle befürchten.
Die Finanzierung der Netze
Die neue Energiesituation macht aber ein Neudenken der Tarife nötig. Bei der Marktliberalisierung vor mehr als 20 Jahren wurde entschieden, die Energienetze für Strom und Gas von den Energievertrieben zu trennen. Den Netzbetreibern wurden natürliche Monopole zuerkannt, weil es natürlich keinen Sinn machen würde beim Wechsel des Energielieferanten neue Leitungen bauen zu müssen. Die Netze müssen daher allen Lieferanten offenstehen, dafür werden Entgelte für die Benutzung eingehoben.
Nun gibt es aber einen massiven Ausbau der Photovoltaikanlagen und damit auch eine deutlich stärkere Belastung der Netze. Im Sommer ist Österreich bereits gut in der Lage sich mit erneuerbarem Strom zu versorgen. Wir können im Sommer Strom sogar exportieren. Im Winter hingegen müssen wir Strom importieren.
Neue Tarife nach Benutzung
Die Netzbetreiber schlagen nun vor, dass es leistungsabhängige Netztarife und Tarifstrukturen geben soll, die die Verteilung der Energienutzung weiter über den Tag verteilen soll. Denn im Moment haben wir vor allem in den Mittagsstunden zu viel Strom, aber in der Nacht zu wenig. So sollen künftige Tarife nicht nur die verbrauchte Strommenge berücksichtigen, sondern auch wann diese abgenommen wird. So soll berücksichtigt werden, ob der Stromverbrauch in Stunden mit Strommangel oder Stromüberfluss stattfindet. Intensivnutzer sollen dann mehr bezahlen.
Man wünscht sich außerdem unterschiedliche Einbindung von PV-Anlagen im Sommer- und Winterbetrieb. Denn im Winterhalbjahr haben die Stromnetze mit der vollen PV-Leistung bislang kein Problem, im Sommer wird das Netz aber regelrecht geflutet. Hier möchte man unbedingt eine jahreszeitlich angepasste Spitzenbegrenzung. Für beide Punkte sieht man besonders die e-Control in der Pflicht, um für die entsprechenden Entwürfe und Rahmenbedingungen zu sorgen.
Im Sinne der Allgemeinheit muss sichergestellt sein, dass alle, die das Netz benutzen, auch einen Beitrag zu Ausbau und Erhalt der Netze leisten. Aktuell finanzieren diejenigen, die nicht in eine eigenen PV-Anlage investieren können, das Netz für die, die sich selbst versorgen können. Es braucht dringend eine sozial gerechte Anpassung des Systems, damit das Netz auch in Zukunft für alle leistbar bleibt.
Michael HaselauerGeschäftsführer der Netz Oberösterreich
Neue Speichersysteme und neu gedachte PV
Eine bessere Aufteilung der Leistungsspitzen ist auch durch Speichersysteme erreichbar. Das Forum Versorgungssicherheit wünscht sich daher eine rot-weiß-rote Speicherstrategie, um große, kleine und Heimspeicher entsprechend umzusetzen. So sollten Besitzer:innen privater PV-Anlagen und Balkonkraftwerke ihren Strom idealerweise möglichst selbst verbrauchen und den Rest speichern, statt alles ins Netz einzuspeisen.
Auch sollten PV-Anlagen künftig nicht nur nach Süden ausgerichtet werden, sondern auch nach Osten und Westen schauen – dies würde die Energiespitze von zu Mittag in die Morgen- und Abendstunden verschieben.
Als unproblematisch stellen sich die Initiativen zum Heizungstausch heraus, bei dem alte Öl- und Gasanlagen durch Wärmepumpen ersetzt werden. Moderne Wärmepumpen haben in der Regel kaum Leistungsspitzen und verbrauchen gleichmäßig über längere Zeiträume Energie. So werden die Stromnetze durch diese deutlich weniger belastet, als noch vor einigen Jahren befürchtet.
Forum Versorgungssicherheit
Das Forum Versorgungssicherheit ist die gemeinsame Plattform von fünf Verteilernetzbetreibern: Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich.