Rund eine Million der österreichischen Haushalte heizt mit Gas, aber auch viele Industriebetriebe sind darauf angewiesen. Dafür wird vorwiegend Erdgas, seltener auch Biogas genutzt.
Der Erdgas-Verbrauch in Österreich liegt bei rund 90 Terawattstunden jährlich. Rund 40 Prozent des österreichischen Gasverbrauchs geht an die produzierende Industrie. Etwa 30 Prozent geht an die Strom- und Heizkraftwerke, 20 Prozent an Haushalte und 10 Prozent werden für weitere Aufgaben genutzt.
Erdgas aus Österreich
Die Erdgasvorkommen in Österreich sind besonders im Wiener Becken und im oberösterreichischen Alpenvorland zu finden. Diese Erdgasmengen sind aber nur gering und können rund 10 Prozent unseres Jahresbedarfs decken. Daher muss Erdgas vor allem importiert werden.
Im Dezember 2023 importierte Österreich 12.152 GWh Erdgas. Davon stammten 98 Prozent der Gasimporte Österreichs aus Russland. Die restlichen 2 Prozent entfallen Gas und Flüssiggas (LNG) aus Norwegen und, zu einem noch geringeren Teil, aus Gas aus Nordafrika und Zentralasien.
Treibmotor Gas in der Industrie
Erdgas ist in vielen Bereichen für die österreichische Industrie unverzichtbar. Größter Gasverbraucher ist hierbei die Papierindustrie mit 5,9 Terawattstunden Gas. Dabei wird Gas für die Dampf- und Stromerzeugung in den Papierfabriken gebraucht, als auch als Start- und Stützbrennstoff in den Zellstoff-Fabriken. Auch die Trocknung des Papierbreis benötigt Wärme, für die häufig Gas eingesetzt wird. Es gibt 23 österreichische Papierfabriken (Stand 2022), die vor allem für den Export arbeiten. Immerhin gehen fast 90 Prozents des in Österreich produzierten Papiers in den Export. 2021 machte die Papierindustrie rund vier Milliarden Euro Umsatz.
Die zweitintensivste Nutzung liegt in der Chemieindustrie, die rund 5,1 TWh jährlich benötigt. Hier wird Erdgas auch als Rohstoff genutzt, etwa in der Ammoniakherstellung. Viele Medikamente und Düngemittel benötigen Erdgas für die Produktion, aber auch Textilfasern, Autobestandteile, Dämmstoffe und vieles mehr. 2019 erzielte die österreichische Chemieindustrie einen Gesamtumsatz von 15,05 Milliarden Euro.
Die österreichische Lebensmittelindustrie benötigt rund 3,5 Terawattstunden an Gas jährlich. Diese werden in Produktionsprozessen für Kochen, Backen, Einfrieren oder ähnliches, aber auch Raffinieren oder Zerkleinern benötigt. Dies ist ein ganz erheblicher Faktor für den Export, der 13,9 Milliarden Euro (Stand 2021) allein im Lebensmittelbereich beziffert.
Außerdem findet Gas aber auch in der Glasindustrie Verwendung, wo Temperaturen um die 1.600 Grad vor allem mit Gas bewerkstelligt werden können. Glasöfen laufen rund um die Uhr. Würde zwischendurch das Gas abgestellt, würden Reste darin erhärten und die teure Anlage stark beschädigen oder ruinieren. Glasbetriebe recyceln darin auch Altglas.
Ebenso wird Erdgas auch in der Keramikindustrie verwendet: Für Geschirr, Dichtscheiben, Elektro-Isolatoren und den Sanitärbereich muss Keramik teilweise mit Temperaturen von über 1.000 Grad gebrannt werden.
Land der Gasheizungen
Rund jeder Vierte in Österreich heizt mit Gas. Dabei ist die Verteilung in den Bundesländern aber sehr unterschiedlich: Etwa zwei Drittel aller Haushalte, die mit Gas heizen, befinden sich in Ostösterreich. Rund die Hälfte der Haushalte mit Gasheizung wohnt zur Miete und hat dadurch keinen Einfluss auf einen Heizungstausch.
In Wien heizen rund 45 Prozent der Haushalte mit Gas. Im Burgenland und in Niederösterreich sind es fast ein Drittel mit 34 bzw. 33 Prozent. Auch ganz im Westen, in Vorarlberg nutzt man Gas gerne, rund 34 Prozent der Haushalte erhalten ihre Wärme durch Gas. Im Mittelfeld sind Tirol (26 Prozent), Oberösterreich (20 Prozent) und Salzburg (18 Prozent). Kaum mit Gas geheizt wird in der Steiermark, wo nur elf Prozent eine Gasheizung haben, in Kärnten heizen sogar nur fünf Prozent der Haushalte mit Gas.
Raus aus dem Gas?
Angesichts der Zahlen ist die Gasabhängigkeit Österreichs sehr deutlich. Ein Ausstieg fällt dementsprechend schwer. Dennoch gibt es gute Gründe für den Ausstieg:
- Verfügbarkeit: Erdgas ist ein fossiler Brennstoff und daher nur begrenzt auf der Welt verfügbar. Sind die Reserven aufgebraucht, braucht es Jahrmillionen, bis wieder welches natürlich entsteht.
- Umweltschutz: Durch das Verbrennen von Erdgas entsteht CO2, das den Klimawandel vorantreibt. Im Vergleich zu Erdöl und Kohle werden zwar weniger CO2-Emissionen ausgestoßen, doch es bleibt trotzdem klimaschädlich.
- Abhängigkeit: Gasimporte sind ein wirtschaftliches Druckmittel. Österreich ist dadurch politisch und wirtschaftlich leicht erpressbar.
Erdgasnetz Österreich
Das Erdgasnetz besteht aus Fernleitungen und Verteilerleitungen mit einer Gesamtlänge von rund 46.000 Kilometer. Verantwortlich für das Netz sind die Austrian Gas Grid Management (AGGM) und die Netzbetreiber.
Österreich nimmt im europäischen Erdgasnetz eine Schlüsselstellung ein. Die niederösterreichische Gasstation Baumgarten ist einer der wichtigsten europäischen Verteilungsknoten für Erdgas.
Erdgasspeicher Österreich
Die Erdgasimporte erfolgen in Österreich kontinuierlich und ganzjährig. In den Sommermonaten wird das Gas in die natürlichen unterirdischen Speicher gepresst, damit in den Wintermonaten der erhöhte Bedarf, sowie Verbrauchsspitzen gedeckt werden können.
Die österreichischen Erdgasspeicher befinden sich in Haidach, Aigelsbrunn, Auerbach (7-Fields), Puchkirchen, Haag, Tallesbrunn und Schönkirchen. Sie verfügen über ein Speichervolumen von rund 8,9 Milliarden m³. Die Erdgasspeicher liegen in einer Tiefe von etwa 500 bis 2.300 m.
Weiterführende Links
( Artikel veröffentlicht: 20.08.2024 )