Österreich konnte dieses Jahr in jedem Monat Strom bilanziell exportieren. Dies ist vor allem dank der Wachstumsraten der erneuerbaren Energien möglich. Die starke Stromproduktion drückt auch die Preise.
Erstmals seit über 20 Jahren ist Österreich wieder ein Stromexportland. Im Mai konnten bilanziell rund 1.300 GWh Strom vertraglich ins Ausland exportiert werden, so die Angaben der APG. Dies ermöglichte Österreich an jedem einzelnen Tag im Mai Strom ins Ausland zu exportieren. Zuvor wurden von Jänner bis April durchschnittlich 357 GWh bilanziell exportiert.
Erneuerbare Energien auf dem Vormarsch
Durch den starken Ausbau der Erneuerbaren wird laut APG mehr vom jährlichen Stromverbrauch durch erneuerbare Energien aus dem Inland gedeckt. Besonders im Mai konnten die erneuerbaren Energien starke 6.342 GWh produzieren. Dadurch konnte Österreich seinen eigenen Strombedarf von 4.876 GWh im Mai bilanziell allein durch erneuerbare Energie decken.
Die Wasserkraft hatte im Mai mit 4.526 GWh einen Anteil von rd. 71 Prozent an den erneuerbaren Energien. Im Vergleich zum Mai des letzten Jahres ist die Wasserproduktion um 14 Prozent gesunken. Dieser Rückgang wird durch vermehrte Produktion durch Strom aus Wind und Sonne deutlich ausgeglichen. Die Windenergie trug mit 681 GWh 11 Prozent zu den Erneuerbaren bei und verzeichnete eine Erhöhung um vier Prozent.
Der enorme Zubau von Photovoltaik über das letzte Jahr macht sich bemerkbar: Mit 900 GWh konnte PV im Mai 14 Prozent der Erneuerbaren einspeisen und damit fast dreimal so viel wie im Vorjahr.
Viel Strom ist günstig
Eine starke Stromproduktion drückt auch die Strompreise an den Märkten. Die AEA meldet, dass Energiepreise für Haushalte im Mai gegenüber dem Vormonat April mit 1,9 Prozent deutlich gesunken wären. Damit setzt sich der Abwärtstrend der Preisentwicklung den achten Monat in Folge fort. Auch wenn sich die Energiepreise weiterhin über dem historischen Vorkrisenniveau befinden, im Jahresvergleich liegen die Energiepreise um 5,9 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Starker Ausbau der Strominfrastruktur gefragt
Die APG plädiert daher für den Ausbau von Strominfrastruktur, Speichern sowie der digitalen Intelligenz innerhalb des Stromsystems (smart grids), um auch die geplanten Zuwachsraten in den nächsten Jahren uneingeschränkt nutzen zu können. Dafür wurde ein neun Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm der APG bis 2034 geschnürt.
Diese erfreuliche Entwicklung bedingt jedoch gerade für die zukünftigen Wachstumsraten an installierten Erneuerbaren in Österreich auch den kontinuierlichen Ausbau der gesamten Strominfrastruktur bzw. auch der Speicher. Die dafür notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen – Stichwort EABG bzw. ELWG – müssen endlich auf den Weg gebracht werden.
Gerhard Christinertechnischer Vorstand der APG
Eingriffe für Stromsicherheit
Die dynamischeren Produktionen benötigen ein moderneres Netz. Denn um die Stromnetze stabil zu halten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke. Bis Ende Mai war dies an 66 Tagen notwendig. Die Kosten für diese Maßnahmen liegen laut APG bei rund 31,1 Millionen Euro. Die APG sieht im unmittelbaren Ausbau der Netzinfrastruktur die oberste Priorität, um den Redispatch-Bedarf zu verringern und diese Kosten zu reduzieren.
Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden. Im Mai konnte die Bundesländer Oberösterreich (447 GWh) und Niederösterreich (382 GWh) den höchsten Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Wien musste mit 331 GWh, neben Vorarlberg (106 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen.