Digitalisierung in Österreich 2024: Mangel bei Schlüsseltechnologien

verfasst am 11.11.2024
Digitalisierung in Österreich 2024: Mangel bei Schlüsseltechnologien

Zum siebten Mal hat Drei eine Indexbeobachtung zur Digitalisierung in Österreich beauftragt. Wie zu erwarten zeigt sich auch 2024: Wir haben einen hohen Aufholbedarf bei Schlüsseltechnologien.

Die Digitalisierung in Österreich ist eine schwere Geburt. Dazu kommt, so Drei-CEO Rudolf Schrefl, dass sich die Rezession hartnäckig hält. Man sieht eine Investitionsflaute, sinkende Wettbewerbsfähigkeit in Österreich und damit verbunden einem Krisenjahr entgegen, mit lediglich einem „wackeligen“ Prozent Wirtschaftswachstum. Dabei könnte die Digitalisierung ein milliardenschwerer Turbo sein.

Die Digitalisierung österreichischer Betriebe stagniert – und das wird in der momentanen Wirtschaftslage zunehmend zum Wettbewerbsnachteil.

Rudolf Schrefl
CEO von Drei

Alljährlich gibt Drei gemeinsam bei den Agenturen Arthur D. Little und marketmind eine Befragung zur Digitalisierung in Österreich heraus. Dabei wurden 810 Unternehmen aller Branchen und Größen in ganz Österreich befragt.

Glasfaser oder 5G?

Die Unwissenheit beim Internet dürfte leider hoch sein: Allein auf die Frage, wie schnell das Internet des Betriebes ist, können laut Umfrage fast 40 Prozent der Entscheider:innen nicht antworten. Nur sieben Prozent nutzt Highspeed-Internet ab 500 Mbits/s. Generell wird Glasfaser wird als einflussreichste Technologie empfunden, danach wird Wi-Fi genannt, und erst auf dem dritten Platz 5G. Knapp 6 von 10 Entscheider:innen haben keine spezifischen Vorstellungen, in welchem Bereich 5G helfen könnte.

Spannenderweise nutzt jedes siebente Unternehmen kein Festnetz-Internet mehr, sondern nur noch mobiles. Bei den mittelständischen Unternehmen (mit 10-50 Mitarbeiter:innen) verzichtet fast jedes Fünfte auf Festnetz-Internet, so die Studie.

Insgesamt sollen 85 Prozent Chancen in der Digitalisierung sehen, vor allem bei der Gewinnung von neuen Kund:innen, Kostenersparnis und Erhöhung der Flexibilität. 76 Prozent sehen aber auch Herausforderungen, am häufigsten betrifft dies Know-How, gesetzliche Rahmenbedingungen und veraltete IT-Infrastruktur. Immerhin ein Viertel der Unternehmen will in Digitalisierung investieren – diese Zahl blieb in den letzten Jahren gleich.

KI in Österreich

Auch bei Schlüsseltechnologien zeigt sich laut Drei ein Aufholbedarf, hier hat man besonders die Nutzung von KI, IoT und Cloud Services beleuchtet.

Bei der Nutzung von KI zeigt der DESI-Index Österreich im europäischen Mittelfeld auf Platz 10 mit 10,8 Prozent. Weltweit gesehen belegen wir Platz 28, was vor allem daran liegt, dass Europa KI-Anwendungen generell noch nur wenig nutzt. Die Spitzenplätze belegen die USA, China und Singapur. Weltweit soll der KI-Marktwert geschätzt bei 180 bis 300 Milliarden liegen, vor allem in IT Infrastrukturen, Business Services und Healthcare wird stark investiert. Österreich entspricht dabei nur etwa 0,2 Prozent des globalen KI-Marktes.

KI-Technologie wird in Österreich am ehesten zur Kundenkommunikation genutzt, so die Studie. Dies sollen acht Prozent bereits tun, wobei die Top-Anwendungen vor allem in der Texterstellung, Chatbots, Email- und Bildbearbeitung liegen. Stärker soll KI in großen Unternehmen genutzt werden, bei Betrieben über 100 Mitarbeiter:innen sollen es bereits 20 Prozent sein. Dass KI dabei Personalkosten sparen und fehlende Fachkräfte ersetzen kann, soll aber rund drei Viertel der Unternehmen nicht glauben.

Es gibt rund 300 aktive KI-Dienstleister in Österreich. Von diesen sind rund 70 Prozent durch die öffentliche Hand gefördert, über 50 Universitäten und Forschungseinrichtungen beschäftigen sich damit. Dies sieht man bei Drei als gute Entwicklung, denn um Erfolg zu haben müssen drei Stakeholder zusammenspielen: Privatsektor, Forschung und die öffentliche Hand. Die öffentliche Hand sollte demnach die Infrastruktur herstellen, damit Rechenzentren und Energie bereitgestellt werden kann. Der Privatsektor sollte investieren, und Unis liefern das Know-How.

Zu Bedenken gibt Schrefl, wenn wir nicht investieren und uns vernetzen, dann investieren amerikanische und chinesische Investoren in Österreich und man macht sich damit stark abhängig von internationalen Playern.

IoT und Cloud Services

Nur jedes zehnte Unternehmen soll IoT nutzen, um Prozesse zu digitalisieren, Standorte zu vernetzen und Daten zu erheben oder zu senden. Auch hier sind es besonders die großen Unternehmen, die die Digitalisierung vorantreiben: Hier nutzen laut Studie 28 Prozent IoT, um Prozesse zu digitalisieren und jedes zweite Unternehmen erhebt Sensor- und Gerätedaten mittels IoT.

Auch Cloud Services nehmen an Fahrt auf. Die Zahl jener, die Cloud Services als nicht oder überhaupt nicht relevant erachten, ist mit 50 Prozent zwar nach wie vor hoch, schrumpft aber rasch – 2023 waren es noch 60 Prozent. Bei Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten soll nur mehr ein Viertel Cloud-Services keine Bedeutung mehr zuschreiben.

Homeoffice auf Rückschritt

Auch beim Homeoffice zeigt sich – trotz des Jammerns über Fachkräftemangel – kein besonders modernes Bild für Österreich. Die Zahlen gehen sogar leicht zurück. Nutzten laut Studie 2021 noch 42,3 Prozent der Firmen Homeoffice, verwenden es 2024 nur noch 32 Prozent. Nur 6,6 Prozent nutzen Shared Desk Optionen, bei denen sich mehrere Mitarbeiter die Arbeitsplätze teilen. 3,9 teilen sich mit Shared Office Space sogar die Räumlichkeiten mit anderen Firmen.

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Über die Autorin
Geschrieben von Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Mag. Victoria Breitsprecher, MA
Victoria ist technische Redakteurin bei tarife.at. Sie bringt hochkomplizierte, technische Begriffe in eine verständliche Sprache. Unterstützung bekommt die Technik-Liebhaberin von ihrem Büro-Hund, Herr Baron 🐶.